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REN21-Bericht: Welt hat die Chance für eine schnelle Energiewende vertan

Sinkende Kosten für Ökostrom, teurer werdende fossile Brennstoffe, Naturkatastrophen mit Milliardenschäden, länger werdende Dürreperioden einerseits und Dauerregen an anderen Orten, weltweite Klimastreiks und jetzt noch der Überfall Russlands auf die Ukraine: Die Liste der Argument für einen schnellen Umstieg auf erneuerbare Energien ist lang. Tatsächlich wurden im vergangenen Jahr weltweit so viele Ökostromkapazitäten errichtet wie nie zuvor. Und dennoch steigt der Verbrauch von fossilen Brennstoffen ungebremst weiter an. Das ist das ernüchternde Resümee des aktuellen Renewables 2022 Global Status Reports (GSR2022) des Renewable Energy Policy Networks 21 (REN21).

Chance für die Energiewende verpasst

Damit habe die Welt die Chance verpasst, endlich die Energiewende anzugehen. Die schlechte Gesamtbilanz liegt vor allem am gleichzeitig steigenden Energieverbrauch. Dadurch stagniere der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch trotz des Rekordwachstums. Das REN21 warnt deshalb davor, dass es unwahrscheinlich werde, dass die Welt die kritischen Klimaziele noch in diesem Jahrzehnt erreichen werde. „Obwohl sich deutlich mehr Regierungen in 2021 zu Netto-Null-Treibhausgasemissionen verpflichtet haben, sieht die Realität so aus, dass viele Länder als Reaktion auf die Krise wieder neue Quellen für fossile Brennstoffe erschließen und mehr Kohle, Gas und Öl verbrennen“, sagt REN21-Exekutivdirektorin Rana Adib mit Blick auf die steigende Nachfrage nach fossilen Brennstoffen im Rahmen der Energiekrise des Jahres 2021, die durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine noch verschärft wird.

Anteil der Erneuerbaren stagniert nahezu

Jedes Jahr zieht REN21 Bilanz zur weltweiten Entwicklung der erneuerbaren Energien. Der Bericht aktuelle Bericht belegt, wovor Experten immer wieder gewarnt haben: Der Gesamtanteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch stagniert nahezu. Im lag im Jahr 2009 bei 10,6 Prozent. Im Jahr 2019 ist er nur auf 11,7 Prozent minimal angewachsen. Die Umstellung des Energiesystems auf erneuerbare Energien finde nicht statt, kritisiert das Netzwerk.

Kaum Fortschritte bei Wärme und Verkehr

So wurden zwar im vergangenen Jahr die Erzeugungskapazitäten von Ökostrom um 315,5 Gigawatt erhöht werden. Das sind immerhin 17 Prozent mehr als 2020. Die Erzeugung stieg entsprechend um 7.793 Terawattstunden. Doch dies konnte den Anstieg des weltweiten Stromverbrauchs um fünf Prozent nicht abdecken. Doch immerhin geht es hier vorwärts, was man von den Bereichen Heizen, Kühlen und Verkehr nicht zwingend behaupten kann. Beim Heizen und Kühlen stieg der Anteil der Erneuerbaren am Endenergieverbrauch zwischen 2009 und 2019 von 8,9 auf 11,2 Prozent. Damit holte dieser Sektor zumindest etwas auf. Sorgenkind bleibt der Verkehr. Dieser macht immerhin 32 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen aus. Doch der Anteil der Erneuerbaren in diesem Bereich steigt besorgniserregend langsam von 2,4 Prozent im Jahr 2009 auf 3,7 Prozent im Jahr 2019.

135 Länder wollen klimaneutral werden – haben sie versprochen

Da müssen die immerhin 135 Länder, die zugesagt haben, bis 2050 klimaneutral zu werden, noch jede Menge Anstrengungen unternehmen, um diese Zusage auch einzuhalten. Das Momentum der Pandemie sei ungenutzt verpufft, bedauern die Experten von REN21. „Den vielerorts ergriffenen, wichtigen grünen Konjunkturmaßnahmen zum Trotz trug der starke wirtschaftliche Aufschwung mit einem weltweiten realen Wachstum des BIP von 5,9 Prozent zu einem Anstieg des Endenergieverbrauchs um 4 Prozent bei und machte damit den Effekt des Wachstums der erneuerbaren Energien zunichte“, lautet das ernüchternde Ergebnis.

Rana Adib: „Das alte Energiesystem bricht zusammen“

Doch diese Wachstum auf Basis billiger fossiler Brennstoffe ist zu Ende. Denn seit der zweiten Hälfte des Jahres 2021 steigen die Preise für Gas und Kohle massiv an. In Europa und Asien haben sie sich verzehnfacht. Auch die US-Amerikaner zahlen den dreifachen Preis für die Fossilen. Das lässt auch die Großhandelspreise für Strom in die Höhe schnellen. Dadurch werde das weltweite Wachstum und insbesondere die 136 Länder, die von fossilen Importen abhängigen sind, schwer belastet. „Das alte Energiesystem bricht direkt vor unseren Augen zusammen und mit ihm die Weltwirtschaft“, warnt Adib. „Dabei müssen Krisenbewältigung und Klimaziele nicht im Widerspruch zueinanderstehen. Erneuerbare Energien sind die beste und erschwinglichste Lösung, um Preissteigerungen entgegenzuwirken. Wir müssen den Anteil der erneuerbaren Energien erhöhen und sie zu einer Priorität der Wirtschafts- und Industriepolitik machen, statt noch mehr Öl ins Feuer zu gießen.“

Sieben Prozent der Wirtschaftsleistung fließen in fossile Subventionen

Vor allem kritisiert REN21, dass noch immer massenweise Subventionen in den Verbrauch von fossilen Brennstoffen fließen, statt das Geld endlich für die Energiewende einzusetzen. Die Analysten zeigen, dass solche Subventionen immer noch die erste Wahl der Regierungen sind, um die Auswirkungen der Energiekrise abzumildern – allen neuen Klimazusagen zum Trotz. Sieben Prozent des globalen BIP im Jahr 2020 flossen in Subventionen für fossile Brennstoffe, während mache Regierungen wie beispielsweise Indien sogar die Unterstützung für die Erneuerbaren zurückgefahren haben.

Erneuerbare senken die Energiepreise besser als Subventionen für Fossile

Angesichts dieser Größenordnung mutet der Tankrabatt der deutschen Bundesregierung wie ein Tropfen auf dem heißen Stein an, trägt aber dennoch zur Verschärfung des Problems bei. „Anstatt die erneuerbaren Energien auf die lange Bank zu schieben, sollten Regierungen direkt erneuerbare Energieanlagen in sozial schwachen Haushalten finanzieren, anstatt fossile Brennstoffe zu subventionieren, um die Energierechnungen zu senken“, fordert Adib. „Trotz der Vorabinvestition wird sich der erneuerbare Weg als der günstigere herausstellen“, sagt sie. „Wir fordern kurz- und langfristige Ziele und Pläne für den Umstieg auf erneuerbare Energien in Verbindung mit klaren Ausstiegsdaten für fossile Brennstoffe“, ergänzt Arthouros Zervos, Präsident des REN21. „Die Steigerung erneuerbarer Energien muss ein Key Performance Indikator in allen Wirtschaftszweigen werden.“

Des gesamten Renewables 2022 Global Status Report finden Sie zum Download auf der Webseite von REN21. Dort gibt es auch eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse der Analyse der weltweiten Energiesysteme. (su)