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Ausbau der Erneuerbaren

Steigende Strompreise – des einen Freud des anderen Leid

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) befürchtet steigende Großhandelsstrompreise, die sich natürlich auf die Industriestandorte auswirken werden. VBW-Chef Bertram Brossardt sieht aus diesem Grunde den Standort Deutschland in Gefahr. Er warnt aber auch davor, dass der Umstieg auf eine CO2-neutrale Industrie ins Stocken gerät. Schließlich sind niedrige Strompreise ein starker Treiber für klimafreundliche, meist strombasierte Technologien, betonen die bayerischen Industrievertreter.

Industriestrompreise steigen

Tatsächlich verorten die Analysten des Marktforschungsinstituts Prognos Deutschland auf Platz 22 innerhalb der Europäischen Union bei den Industriestrompreisen. „Wichtige Wettbewerber wie Österreich und Frankreich als auch die großen internationalen Wettbewerber wie China und die USA weisen geringere Strompreise auf“, betont Brossardt. Er warnt von Betriebsschließungen und Standortverlagerungen. Ob diese aufgrund hoher Strompreise zwangsläufig sind oder ob hier nicht auch noch andere Standortfaktoren eine Rolle spielen, bleibt abzuwarten. Schließlich geht es hier um einen Preisanstieg von vier auf sechs Cent pro Kilowattstunde bis 2030. Brossardt beruft sich hier auf eine aktuelle Studie der Analysten von Prognos.

Nicht zu viele Gaskraftwerke bauen

Er führt den Grund für den Preisanstieg auf steigende CO2-Kosten und Erdgaspreise zurück. Deshalb fordert Brossardt einen ambitionierteren Ausbau der erneuerbaren Energien. „Wir brauchen die Erneuerbaren für niedrige Strompreise. Industrieinteressen und Klimaschutz wachsen zusammen“, betont Brossardt. Langfristig würde der Ausbau der Erneuerbaren teure fossile Kraftwerke vom Markt drängen und zu einem sinkenden Strompreis führen. „Hemmnisse wie zu strenge Abstandsregeln bei der Windenergie müssen schnellstmöglich beseitigt werden“, fordert Brossardt. „Zudem sollten so wenig Gaskraftwerke wie möglich gebaut werden“, fordert Brossardt. „Eine Umrüstung auf Wasserstoffkraftwerke, die aus Klimaschutzgründen mittelfristig notwendig wäre, hätte noch höhere Strompreise zur Folge“, warnt er.

Megatrend Elektrifizierung

Mit Blick auf die Klimaschutzziele der neuen Regierungen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sieht auch Markus W. Voigt, Geschäftsführer der Aream Gruppe, einem Betriebsführungsunternehmen und Investmentanbieter in erneuerbare Energien mit Sitz in Düsseldorf, ebenfalls mittelfristig zunächst steigende Strompreise. „Öl und Gas sollen durch Strom ersetzt werden. Es entsteht hier ein Megatrend zur Elektrifizierung“, begründet er seine Prognose. Denn dies werde zu einer größeren Stromnachfrage führen.

Stromnachfrage steigt

Schließlich werden nicht nur die Gebäude und der Verkehr, sondern auch die Industrie auf klimaneutrale Energieversorgung umsteigen müssen. „Selbst alteingesessene Stahlwerke planen in den kommenden Jahren, ihre Hochöfen auf wasserstoffbasierte Produktion umzurüsten““, sagt Voigt. „Dieser Wasserstoff muss dann klimaneutral erzeugt werden – was einen ganz erheblichen Nachfrageschub beim Strom zur Folge haben wird, der aus erneuerbaren Energien gedeckt werden muss. Denn das bedeutet, dass das Angebot nicht mit der Nachfrage Schritt halten kann – was zumindest vorübergehend für steigende Preise sorgen wird“, sagt Voigt. „Der Trend sinkender Strompreise wegen abschmelzender Subventionen wird auf diese Weise verlangsamt oder umgekehrt.“ Denn der Mehrbedarf an Strom in Kombination mit dem Ausstieg aus der Kohleverstromung muss durch einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren kompensiert werden.

Viel mehr Grünstrom wird notwendig

Was der Industrie mit Blick auf die zu erwartende Preisentwicklung derzeit noch Sorgen bereitet, ist für die Investition in erneuerbare Energien von Vorteil. Denn für Investoren in Ökostromanlagen bedeutet das nicht nur stabile, sondern eventuell sogar steigende Erträge. „Wir brauchen viel mehr Grünstrom und haben spannende Strommärkte vor uns. Das ist keine Chimäre am Horizont, sondern aktuell eingeflossen in die Regierungsprogramme zweier Bundesländer“, sagt Voigt angesichts der in Mainz und Stuttgart verabschiedeten Koalitionsverträge und dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das bei den CO2-Emissionen einen schnelleren Rückgang fordert.

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