Der Ravensburger Solarprojektierer Solarmotion hat mit dem Bau von drei Agri-PV-Anlagen in Süddeutschland begonnen. Damit treibt das Unternehmen die Doppelnutzung von Agrarflächen trotz politischen Stillstands weiter voran. Denn viele bereits geplante Agri-PV-Projekte geraten derzeit ins Stocken. Der Grund: Die fehlende beihilferechtliche Genehmigung der EU macht diese oft wirtschaftlich unattraktiv, wissen die Solarexperten aus Ravensburg.
15 Megawatt im Bau
Sie haben einen Weg gefunden, Projekte auch ohne Solarpaket 1 erfolgreich an den Start zu bringen. Sie werden auf Ackerflächen rund um Böhringen, Bad Waldsee und Kißlegg in Baden-Württemberg entstehen. Insgesamt baut Solmotion damit mehr als 15 Megawatt Solarleistung auf.
So wird das Projekt in Böhringen, westlich vom Bodensee eine Leistung von gut 4,6 Megawatt erreichen. Dort montieren die Handwerker 7.202 Module mit je 640 Watt auf die Unterkonstruktion. Laut Prognosen der Planer wird der Generator 5.836 Megawattstunden pro Jahr erzeugen. In Bad Waldsee, rund 40 Kilometer nördlich vom Bodensee, entsteht eine Agri-PV-Anlage mit einer Leistung von mehr als 5,6 Megawatt. Die 8.788 Module erzeugen jährlich rund 7.640 Megawattstunden Strom. Auf einem Acker in Kißlegg montieren die Handwerker 7.772 Solarmodule mit einer Gesamtleistung von 4,94 Megawatt. Diese Anlage wird jedes Jahr 6.242 Megawattstunden sauberen Solarstrom liefern.
Tragfähige Vermaktungsstrategie
Um diese Projekte ohne zusätzliche Förderung zu realisieren, war eine effiziente Gesamtplanung und Umsetzung aus einer Hand notwendig. Zudem hat Solmotion eine nachhaltig tragfähige Vermarktungsstrategie entwickelt. Eine Grundlage dieser Vermarktungsstrategie sind die klug gesteuerten und passend dimensionierten Batteriespeicher, die in die Agri-PV-Anlagen integriert sind.
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Tracker sorgen für mehr Ertrag
Zudem erzeugt die Anlage über den Tag hinweg gleichmäßig Strom. Denn Module werden auf Trackerkonstruktionen von Zimmermann PV-Stahlbau montiert. Zudem setzt Solmotion bifaziale Doppelglasmodule ein. Diese nutzen auch das reflektierte Licht und sorgen für mehr Ertrag, was der Wirtschaftlichkeit zugute kommt.
Das Nachführen der Module steigert zudem die Erträge bei tief stehender Sonne morgens, abends und im Winter. Ein weiterer Vorteil ist: Im Winter bleibt der Schnee auf den Modulen nicht liegen. Denn dieser rutscht ab, wenn die Paneele in die senkrechte Position fahren. Zudem können die Module für die landwirtschaftliche Bearbeitung der Flächen passend gekippt werden.
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Batterien steuern Einspeisung
Die Batteriesysteme steuern die Einspeisung des Stroms marktgerecht. Damit sind die Anlagen nicht von der Solarspitzenregelung betroffen. Diese besagt, dass die Betreiber von Solaranlagen keine Vergütung bekommen, wenn die Preise an der Strombörse negativ sind. Über die Speicher können die Anlagen den Strom dann einspeisen, wenn die Strompreise steigen, und damit am Markt mehr erlösen.
Vom Beihilferecht unabhängig
Damit macht sich Solmotion mit den drei Agri-PV-Anlagen unabhängig von der beihilferechtlichen Genehmigung des Solarpakets 1 aus dem vergangenen Jahr. „Anfang dieses Jahres waren wir wie viele im Markt gespannt, ob die beihilferechtliche Genehmigung noch kommt. Bald war klar, dass die neue Bundesregierung diese Entscheidung nicht weiter forciert“, sagt Michael Kreil. Geschäftsführer von Solmotion. „Wir wollten aber die Zukunftslösung Agri-PV nicht einfach abschreiben und haben uns auf den Weg gemacht, Projekte neu zu denken“, erklärt er.
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300 Megawatt in der Pipeline
Sein Team war mit neuen Strategien und Ideen erfolgreich. Damit konnte sich das Unternehmen eine üppige Projektpipeline aufbauen. Denn derzeit entwickelt das Unternehmen Projekte mit einem Gesamtvolumen von mehr als 300 Megawatt. „Und täglich kommen neue hinzu“, betont Kreil.
Projektcheck für Landwirte
Um die Agri-PV weiterzutreiben, bietet Solmotion zudem einen Projektcheck für Landwirte, Investoren und Projektierer an. „Oft lohnt sich ein zweiter, geschärfter Blick auf vermeintlich unwirtschaftliche Projekte“, weiß Kreil aus Erfahrung. „Mit unserer Erfahrung aus der Praxis und den jetzt gestarteten, weiteren Projekten können wir die richtigen Stellschrauben erkennen und drehen.“
Dies gilt aber nicht für alle Projekte. „Manche wären auch mit Solarpaket 1 bei uns durchs Raster gefallen. Da waren die Annahmen teils zu optimistisch“, sagt der Solmition-Chef. Dies gelte besonders für sehr kleine Anlagen.