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Stadtwerke

Wunsiedels fränkische Strom- und Wärmewende

Die Wunsiedeler Energieversorgung zeichnet sich durch ihr intelligent vernetztes System aus. Durch Biomasse-Blockheizkraftwerke (BHKW) werden Schwankungen im Netz, die bei Solar- und Windenergieerzeugung zwangsläufig entstehen, ausgeglichen. Im 2012 in Betrieb genommenen örtlichen Holzpelletwerk wird der Rohstoff zur Erzeugung von Wärme und Strom in drei BHKW erzeugt. An der Pelletfabrik sind neben den Wunsiedeler Stadtwerken SWW auch das Pelletproduktionsunternehmen German Pellets sowie regionale Waldbauernvereinigungen und ein Holzwerk beteiligt. Die in den BHKW bei der Stromproduktion entstehende Wärme wird für die Trocknung und Herstellung der jährlich 35.000 Tonnen Pellets genutzt. Diese werden an Privatkunden verkauft oder in den SWW-eigenen Heizkraftwerken mit angeschlossenen Nahwärmenetzen verbrannt.

Besonders fortschrittlich ist die Energieversorgung bereits im Ortsteil Schönbrunn. Hier wird der Verbrauch in Echtzeit gemessen und die Ergebnisse werden den Bürgern im Internet zur Verfügung gestellt. Schönbrunn versorgt sich komplett selbst mit Energie und gilt als Blaupause für die Region.

Außerdem hat sich die Kreisstadt Wunsiedel mit den Nachbarlandkreisen Hof, Kulmbach und Bayreuth als landkreisübergreifende „Modellregion Energie 4.0“ aufgestellt. Die noch junge Initiative soll die Einbindung moderner Informationstechnologie in die Versorgung der Region mit Wasser und erneuerbare Energien voranbringen, aber auch bei der Abwasserentsorgung.

Bürgerbeteiligung

Für ihren Energiewendekurs setzen die Stadtwerke der fränkischen Kleinstadt auf eine starke Bürgerbeteiligung. Schon 2004 beteiligten die SWW die Bürger zur Hälfte an einem Bürgersolarpark. Seit 2011 lassen die SWW auch Windparks aus eigenen Investitionen errichten. Dabei bieten die Stadtwerke ebenfalls Bürgerbeteiligungen an. Die Bürger haben bereits 4,1 Millionen Euro Kapital in Nachrangdarlehen zur Verfügung gestellt. Die Nennleistung der bisher installierten Windanlagen beträgt 26 Megawatt (MW). Auch im Bereich Mobilität zeigt man sich fortschrittlich. Es gibt Zuschüsse für Erdgasfahrzeuge, und Elektroautos können von Kunden über längere Zeit gemietet werden. 2030 möchte sich die 10.000-Einwohner-Stadt zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgen. In einem Szenario gehen die Stadtwerke von dann 60 MW eigener Windkraft aus dem benachbarten Fichtelgebirge sowie 30 MW aus eigenen Photovoltaikanlagen aus. Hinzu käme aber vor allem auch eine in den Dienst der Stadtwerke gestellte Armada von „weit über 1.000“ dezentraler Mikro-Biomassekraftheizkraftwerke. Für die Grundlast im Netz sorgen in diesem Szenario die 2,5 MW eines großen Biomassekraftwerks und der drei schon bestehenden BHKW.

Schon heute reichen übrigens die in Wunsiedel produzierten 35.000 Pellets aus, um theoretisch alle Haushalte im Landkreis mit erneuerbarer Wärmeenergie zu versorgen. Als weiteres Argument für die Vergabe des ersten Preises wertete der VKU, dass die Wunsiedeler mit ihren BHKW sogenannte Systemdienstleistungen in die übergeordneten Stromnetze liefern: fein gesteuerte Anpassungen der Stromqualität, durch die sich Frequenzverschiebungen wieder zurechtrücken lassen, die infolge unregelmäßigen Verbrauchs und unregelmäßiger Stromerzeugung entstehen.

(Tim Alznauer/Tilman Weber)