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Strom-Direktvermarktung

Gute Lösung für Biogasanlagen-Betreiber?

Derzeit wird der von Biogasanlagen produzierte Strom größtenteils von lokalen Netzbetreibern abgenommen. Die Anlagenbetreiber erhalten anschließend ihre spezifische EEG-Einspeisevergütung für den eingespeisten Strom. Die neuen EEG-Regelungen sollen es Biogasanlagen-Betreibern möglich machen, ihren erzeugten Strom direkt zu vermarkten und durch ein neues Marktprämienmodell zusätzliche Gewinne zu erzielen. Die Biogasanlagen werden dafür für eine gewisse Zeitspane aus dem EEG herausgenommen, für die Betreiber und Händler vertraglich die Dauer der Direktlieferung des Stroms vereinbart haben.

Der Anlagenbetreiber erhält dann keine Einspeisevergütung, sondern den mit dem Händler vereinbarten Preis. Der Begriff Direktvermarktung bezeichnet dabei den Verkauf des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen durch den Händler an Großabnehmer oder an der Strombörse. An der Börse wird der Grünstrom gleichberechtigt neben konventionell erzeugtem Strom gehandelt und zum selben Marktpreis verkauft. Die Höhe der Marktprämie hängt ab von dem Monatsmittelwert des Marktpreises für EEG-Strom in Deutschland und gleicht den Unterschied zur Vergütung nach dem EEG aus. Sie wird jeden Monat neu festgelegt. Der Erlös, den der Anlagenbetreiber für seinen EEG-Strom mit dem Stromhändler vereinbart, kann also unter, aber auch über dem durchschnittlichen Börsenstrompreis liegen.

Stromabnahme garantiert

Der Biogasanlagenbetreiber Schaumann BioEnergy und die Trianel GmbH als größter Stadtwerkeverbund Europas haben jetzt eine Kooperation abgeschlossen, um die Direktvermarktung von Strom aus Biogasanlagen nach Angaben der beiden Unernehmen zu vereinfachen. Trianel übernimmt laut Pressemitteilung für Schaumann BioEnergy-Kunden die Vermarktung des Stroms, trägt das Marktrisiko, garantiert die Abnahme des Stroms und sichert die Marktprämie, also den Mehrerlös gegenüber der klassischen EEG-Vergütung, zu. Dabei verlässt sich das Unternehmen mit Sitz in Aachen als Stromerzeuger auf die Aktivitäten von über 40 unabhängigen Stadtwerken, die dem Trianel-Energienetzwerk angehören.

Durch die direkte Handelsanbindung an die Strombörsen EEX Leipzig und EPEX Spot Paris verspricht die Trianel GmbH, sofort auf Preissignale im Markt zu reagieren und mit entsprechenden Vermarktungsstrategien bessere Gewinne zu erzielen. Der Zeitpunkt der Stromerzeugung soll dabei die Wirtschaftlichkeit des erzeugten Biogases bestimmen. Schaumann BioEnergy will laut eigener Aussage die Vorteile, die sich durch die Handelskompetenz der Trianel GmbH ergeben, direkt an die eigenen Kunden, die Betreiber von Biogasanlagen, weitergeben.

Kritik an der Direktvermarktung ungebrochen

Viele Experten bemängeln jedoch nach wie vor, die Branche werde durch die neue Regelung eher behindert als gefördert. Den administrativen Aufwand halten viele für extrem. Kritiker aus den Reihen der bundespolitischen Opposition und auch aus den Umwelt- und manchen Branchenverbänden bemängeln außerdem, dass der in der Marktprämie enthaltene Zusatzbonus (die sogenannte Managementprämie) letztlich zu Lasten der Stromkunden ginge. Mittlerweile werden die durch die Marktprämie verursachten Kosten für das EEG-System auf bis zu 500 Millionen Euro pro Jahr beziffert. Die Managementprämie, welche zum Ausgleich für den Mehraufwand und das zusätzliche Risiko gezahlt wird, liegt für die Erzeugung von erneuerbarer Energie aus Biomasse derzeit bei 0,3 Cent pro Kilowattstunde. (Daniel Seemann)