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Kommentar zur Planungssituation mit Erneuerbaren

2 Beispiele für eine gelungene Akzeptanzwende

Nicole Weinhold

Manchmal hat man heute das Gefühl, Akzeptanz sei ein Ding der Unmöglichkeit. Zahlreiche Windparkplanungen werden mit Klagen ausgebremst. Und die Solarbranche befürchtet Ähnlichen für PV-Freiflächen. Aber diese beiden Beispiele zeigen, dass man sich auch mit der jeweils betroffenen Gemeinde gütlich einigen kann:

Weniger Anlage und weniger Wegebau

Notus Energy hat sich in Brandenburg auf die Wünsche der Gemeinde beim Bau eines Windparks in einem Forst eingelassen und die Anlagenstandorte entsprechend der Bevölkerungswünsche angepasst. „Unter anderem haben wir den Verlauf der Zufahrtswege zu den Windenergieanlagen in den neuen Plänen noch einmal geändert“, erklärt Mirko Hannemann, verantwortlicher Projektleiter bei Notus Energy. Für die Zufahrten zu den Anlagen, die südlich der Autobahn liegen, werden nun in weiten Strecken die bestehenden Freiflächen unter der Stromtrasse genutzt. „Dadurch wird der Eingriff in den Wald noch einmal verringert“, so Hannemann. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden nicht mehr erforderliche Baunebenflächen wieder bepflanzt. Von den ursprünglich geplanten 18 Windenergieanlagen in der Bliesendorfer Heide hatte Notus Energy schon im September die Anträge für neuen Anlagen zurückgezogen. Die nächsten Siedlungen sind ausreichend weit entfernt und in den Kiefern-Monokulturen leben wenige windenergiesensible Tiere.

Windeuro ab 2020 verpflichtend

Und die umliegenden Gemeinden profitieren auch finanziell: Durch den sogenannten Windeuro, der ab 2020 in Brandenburg verpflichtend wird, gehen jedes Jahr 10.000 Euro je Windenergieanlage an die umliegenden Gemeinden. Schwielowsee erhält von dieser Abgabe ca. 40 Prozent.
Und noch ein wichtiger Hinweis: Wind im Forst spart weit mehr CO2 ein als der Forst allein als CO2-Senke schaffen könnte. Jede einzelne der in Schwielowsee geplanten Windenergieanlagen erzeugt CO2-freien Strom für etwa 3.760 Vierpersonenhaushalte. Äußerungen, die in eine andere Richtung gehen, sind geprägt von Unwissenheit.

Ausgelaugter Acker als Solarstandort

Auch Solarfreiflächen sind umstritten - zumindest vor der eigenen Haustür. Aber auch hier gibt es Möglichkeiten der Einigung mit der Gemeinde. Etwa 1.900 Einwohner zählt die Ortschaft Katlenburg in Niedersachsen mittlerweile – Tendenz steigend. Damit seine Kommune floriert, nutzt Bürgermeister Uwe Ahrens aktiv verschiedene Förderprogramme und unterstützt mit dem Bau eines Solarparks auch das Thema erneuerbare Energien.

Strom für 170 Haushalte

Seit Oktober 2018 ist die erste Photovoltaik-Anlage auf einem früheren Ackergelände in Betrieb und erwirtschaftet erste Erträge. Konversionsflächen wie stillgelegte Deponien oder brach liegendes Ackerland bieten Potenzial für Photovoltaik-Anlagen. Diese Flächen stehen im Fokus der WI Energy aus Trier. Das Unternehmen tritt mit flexiblen Vergütungsmodellen an, um Gemeinden bei der Ausschöpfung ihrer kommunalen Handlungsmöglichkeiten zu unterstützen. Die neu in Betrieb genommene Photovoltaik-Anlage in der Gemeinde Katlenburg-Lindau besitzt eine Grundfläche von etwa 1,8 Hektar und erbringt eine Jahresleistung von 763.904 kWh. Dies entspricht einer Energieversorgung von etwa 170 Vier-Personen-Haushalten.

Rasch steigende Pflanzenvielfalt

Eine Studie aus dem Jahr 2015 legt dar, dass durchdacht platzierte Solarparks das Potenzial besitzen, Flächen mit geringer Bodenqualität aufzuwerten. Flächen, die über Jahre intensiv für Ackerbau- oder Grünlandnutzung verwendet wurden, weisen eine geringe Bodenqualität auf. Ihre Extensivierung in der Bearbeitung führt relativ rasch zu einer steigenden Pflanzenvielfalt. Im Fall Katlenburg kam es zu einer Einschätzung durch den Naturschutzbund, dessen positives Ergebnis den Weg für die Photovoltaik-Anlagen ebnete.

Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist laut Uwe Ahrens durchweg positiv: „Das Projekt passt gut in das fortschrittliche Bild der Gemeinde, in der es bereits zwei Wasserkraftwerke gibt, die regenerativen Strom erzeugen“, so der Bürgermeister.

Was brauchen wir in Deutschland für die Akzeptanzwende?

Was wir in Deutschland jetzt schleunigst brauchen, um die Akzeptanz vor Ort für Erneuerbare wieder anzukurbeln, ist die Festschreibung von bestimmten Vorgehensweisen auf Bundesebene einheitlich. Ein wirtschaftlicher Vorteil für die Anwohner gehört dazu. Das könnte ein Windeuro sein wie in Brandenburg oder sauberen, regionalen Strom zu sehr günstigen Preisen. Bundeseinheitlich muss das sein, damit sich für Planer bei den Ausschreibungen keine Nachteile ergeben, weil sie etwas für die Bürger vor Ort tun.

Ein zweiter, wichtiger Punkt ist die Politik: Die Bundespolitik muss klar das Signal an die Länder und Kommunen geben, dass der Erneuerbaren-Ausbau gewünscht ist. Ein hadernder Altmaier, der lieber von der Strompreisbremse und 1000-Meter-Abständen spricht, ist da falsch. So etwas verunsichert die Gemeinden nur.

Und letztlich sind die Planer gefordert: Sie dürfen sich nicht länger wegducken und an den Bürgern vorbeiplanen - weil das schneller gehen könnte. Spätestens heute sehen wir, dass das langfristig nicht aufgeht. Jeder muss seinen Beitrag leisten und mit den Gemeinden gemeinsam ehrliche Lösungen finden.