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Umstrukturierung beim Turbinenbauer

Enercon und EWE wollen ihre Windparks gemeinsam betreiben

Tilman Weber

Wie der langjährige Marktführer des Ausbaus von Windparks in Deutschland, das ostfriesische Unternehmen Enercon, am Mittwoch mitteilte, haben Enercon und der Oldenburger Energiekonzern EWE mit Gespräch über die Gründung eines solchen Unternehmens begonnen. Bis zum Jahresende wollen die beiden nordwestdeutschen Unternehmen nun die Gründung eines solchen geplanten Joint Ventures vorbereiten. Ziel der „Partnerschaft ist es, den Anteil erneuerbarer Energien sektorenübergreifend signifikant und dauerhaft zu erhöhen“, erklärten EWE und die Aloys-Wobben-Stifung als alleinige Eigentümerin Enercons in ihrer gemeinsamen Pressemitteilung. Dabei soll die EWE AG die Führung des neuen Unternehmens übernehmen, während die Stiftung gemäß den Plänen den Vorsitz des Aufsichtsrates personell besetzen wird.

Das neue Gemeinschaftsunternehmen wird zunächst über Bestands-Windparks mit einer Gesamtkapazität von rund 2.500 Megawatt (MW) verfügen sowie auf eine Projektpipeline von rund 2.300 MW geplanter weiterer Erzeugungskapazitäten setzen. Den Großteil dieser bestehenden und künftigen Windparks würde Enercon einbringen, sagte Enercon-Unternehmenssprecher Felix Rehwald auf Nachfrage von ERNEUERBARE ENERGIEN. Aber auch das schon bisher stark auf die Erzeugung von Windkraft konzentrierte kommunale Oldenburger Unternehmen EWE bringt größere Windparkkapazitäten in Gestalt schon errichteter Turbinen sowie als Planungen mit. Die Windparks des Joint Venture seien zum größten Teil in Deutschland zu finden – teilweise handele es sich aber auch um Kapazitäten an ausländischen Standorten.

Aber auch die Energie-Direktvermarktung will Enercon an das Gemeinschaftsunternehmen. Bisher hatte das Unternehmen aus Aurich die Erzeugung der eigenen Windparks durch das Tochterunternehmen Quadra Energy in den Strommarkt geliefert. „Bei einem Zustandekommen kann sich Enercon künftig im Wesentlichen auf die Kernkompetenzen in den Bereichen Entwicklung und Bau sowie Vertrieb und Service von Windenergieanlagen konzentrieren“, betonte Heiko Janssen, Vorstandsvorsitzender der Aloys Wobben Stiftung. Entwicklung, Produktion und Vertrieb der Windenergieanlagen sowie auch der bisher über Quadra Energy vermarkteten Enercon-Technik zur Energiespeicherung oder im Bereich der Elektromobilität sollen hingegen bei Enercon verbleiben, erklärte Firmensprecher Rehwald.

Mit dem neuen Unternehmen wollen die Partner erklärtermaßen einen der größten Erneuerbare-Energien-Erzeuger auf dem deutschen Markt schaffen, der auch im internationalen Vergleich als einer der eher größeren Grünstromproduzenten wahrnehmbar sein dürfte. Für die EWE AG erklärte deren Vorsitzender Stefan Dohler, der geplante Schritt stehe für EWE „im Einklang mit der Strategie, großangelegte Infrastrukturprojekte nach Möglichkeit mit starken Partnern umzusetzen.“ Nach Gründung der Glasfaser-Nordwest mit der Deutschen Telekom im Januar werde das Joint Venture nun einen weiteren Schritt in dieser Richtung bringen.

Für Enercon reihe sich das Vorhaben in die seit dem Jahreswechsel verstärkten Umstrukturierungen des Gesamtgeschäftes ein, betonte Rehwald auf Nachfrage. Nachdem die Koalition der Bundesregierung aus den eher windkraftfeindlichen Parteien CDU/CSU und der eher windkraftfreundlichen Partei SPD sich im vergangenen Jahr mehrfach nicht an versprochene Zeitpläne für längst überfällige Neuregelungen im deutschen Windkraftmarkt gehalten hatte, hatte Enercon die Schließung nicht mehr rentabler Produktionsstätten in Deutschland und eine vermehrte Verlagerung des Geschäfts ins Ausland angekündigt. Der deutsche Windmarkt war nach einem letzten Rekordhoch im Jahr 2017 bis 2019 auf ein Rekordtief beim jährlichen Zubau von nur noch rund 1.000 MW neu installierter Windturbinenleistung eingebrochen. Schuld daran sind nicht mehr Insbesondere für Enercon, das jahrelang knapp oder gar mehr als die Hälfte der hiesigen Neuanschlüsse am Netz beigesteuert hatte, brachte das große Marktverluste. Dabei hatte das Unternehmen 2019 sogar weniger MW neu ans Netz gebracht, als der bisherige Dauer-Marktzweite und Wettbewerber Vestas aus Dänemark.

Der angekündigte Abbau von 3.000 Arbeitsplätzen großenteils durch direkten Stellenabbau insbesondere in zwei Rotorblatt-Werken sei noch nicht ganz aber großenteils abgeschlossen, teilte Felix Rehwald mit. Noch erledige beispielsweise der Rotorblatt-Produktionsstandort Magdeburg die letzten Aufträge. Enercon schließt in Deutschland die Blattproduktionen, die Rotorblätter für kleinere Windenergieanlagen mit Rotordurchmessern von meist deutlich unter 100 Metern lieferten. Solche Anlagen lassen sich unter den 2017 eingeführten Ausschreibungsregeln kaum mehr vermarkten. Noch bis im Herbst werde das Blattwerk in Magdeburg produzieren. Ein Teil der Arbeitsplätze wird allerdings auch durch die wegbrechenden Aufträge bei Zulieferern verloren gehen.

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