Seit der Einführung des Europäischen Emissionshandels (EU-ETS 1) vor 20 Jahren haben sich die Treibhausgasemissionen der betroffenen Sektoren halbiert. Laut Umweltbundesamt (UBA) gingen die europaweiten Emissionen im EU-ETS 1 um 51 Prozent zurück. In Deutschland waren es mit 47 Prozent etwas weniger. Der EU-ETS 1 betrifft die Emissionen der energieintensiven Industrie, der Energiewirtschaft, des innereuropäischen Luftverkehrs sowie seit 2024 des Seeverkehrs. Angeschlossen sind neben den EU-Staaten auch Norwegen, Island und Liechtenstein.
„Zentrales Klimaschutzinstrument“
„Der Emissionshandel hat sich seit seiner Einführung Schritt für Schritt zum zentralen Klimaschutzinstrument in Deutschland und Europa entwickelt“, sagt Dirk Messner, Präsident des UBA. Zusammen mit dem nationalen Emissionshandel für die Sektoren Wärme und Verkehr deckten die beiden Systeme aktuell rund 85 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen ab. „Die Erlöse von zuletzt rund 18,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr bilden die maßgebliche Finanzierungssäule für den Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung.“
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So funktioniert der ETS-1
Der Handel funktioniert nach dem Prinzip des sogenannten „Cap & Trade“. Eine Obergrenze (Cap) legt fest, wie viele Treibhausgas-Emissionen von den emissionshandelspflichtigen Anlagen insgesamt ausgestoßen werden dürfen. Die Mitgliedstaaten geben eine entsprechende Menge an Emissionsberechtigungen an die Anlagen aus – teilweise kostenlos, teilweise über Versteigerungen. Eine Berechtigung erlaubt den Ausstoß einer Tonne Kohlendioxid-Äquivalent (CO₂-Äquivalent). Die Emissionsberechtigungen können auf dem Markt frei gehandelt werden (Trade). Hierdurch bildet sich ein Preis für den Ausstoß von Treibhausgasen. Dieser Preis soll Anreize bei den beteiligten Unternehmen setzen, ihre Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren.
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Niedrigster Preis: Unter drei Euro für eine Tonne CO₂
Doch zunächst kam der Handel nicht in Schwung: Wenig ambitionierter Caps und die umfangreiche Nutzung von internationalen Projektgutschriften ließen in den Anfangsjahren zu, dass die Emissionen sogar noch stiegen. Zwischenzeitlich lag der Preis für eine Tonne CO₂ bei unter drei Euro. Erst Reformen hätten für Preisanstiege gesorgt, heißt es vom UBA. Zwischen Mitte 2017 und Februar 2023 hatte sich der Preis von rund 5 Euro auf zwischenzeitlich knapp über 100 Euro verzwanzigfacht, derzeit liegt er bei rund 80 Euro.
Eine sozial gerechte Transformation
Rund eine Milliarde Tonnen CO₂ emitieren die Sektoren des ETS-1 in Europa
So sanken die Emissionen aller am EU-ETS 1 teilnehmenden Anlagen im vergangenen Jahr. Gemäß den Angaben der Europäischen Umweltagentur (EEA) gingen sie verglichen mit dem Vorjahr um 6,5 Prozent auf rund 1,03 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente zurück. In Deutschland emittierten die vom EU-ETS 1 erfassten 1.716 stationären Anlagen 2024 rund 273 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente, 5,5 Prozent als im Vorjahr.

UBA
Im Verlauf der 20 Jahre gingen in Deutschland die Emissionen der Energiebranche mit minus 54 Prozent um mehr als die Hälfte zurück, so das UBA. In der Industrie waren es rund 29 Prozent. Im seit 2012 erfassten Luftverkehr sind die Emissionen hingegen zuletzt gestiegen - im Vergleich zum Vorjahr um rund 16 Prozent.