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Dynamische Strompreise haben mehr Sparpotenzial als Stromsteuersenkung

Die Bundesregierung will laut Koalitionsvertrag die Kosten für alle Stromverbraucher senken. Doch derzeit sorgt es für Unmut, dass sie dieses Versprechen nicht hält. Stattdessen will sie nur die Industrie über eine Absenkung der Stromsteuer entlasten. Diese sollen ab Januar 2026 nur noch den in der EU niedrigsten zulässigen Satz für die Stromsteuer von 0,10 Cent pro Kilowattstunde bezahlen, während Haushaltskunden und mittelständische Gewerbebetriebe weiterhin den bisherigen Satz von 2,05 Cent pro Kilowattstunde abdrücken müssen.

Eine Absenkung auf das europäische Mindestmaß würde auch den privaten und mittelständischen Stromverbrauchern eine Ersparnis von 1,95 Cent pro Kilowattstunde ermöglichen. Doch diese fallen gar nicht so sehr ins Gewicht, wie die Analyst:innen des Stromversorgers Rabot Energy berechnet haben. So würden Haushaltskunden je nach Haushaltsgröße und Verbrauch zwischen 29 und 117 Euro pro Jahr einsparen können. Ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden pro Jahr würde etwa um 68 Euro entlastet.

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Mehr Sparpotenzial mit dynamischen Strompreisen

Mit einem Elektroauto kämen weitere 49 Euro jährlich an Ersparnis hinzu. Haushalte mit Wärmepumpe würden zusätzlich um 119 Euro an Stromkosten im Jahr einsparen. „Für Haushalte ohne Elektroauto oder Wärmepumpe bringt eine Stromsteuersenkung bestenfalls einen symbolischen Effekt“, fasst Jan Rabe, Geschäftsführer von Rabot Energy, die Ergebnisse zusammen. „Deutlich größer ist das Sparpotenzial hingegen bei dynamischen Stromtarifen“, betont er.

Gut 360 Euro im Jahr sparen

Denn mit den dynamischen Strompreisen bezahlen Verbraucher den aktuellen Börsenstrompreis zuzüglich Steuern und Abgaben. Dieser Börsenstrompreis lag im Juli 2025 ohne Steuern und Abgaben bei 8,8 Cent pro Kilowattstunde. Diese Beschaffungskosten umfassen etwa 40,4 Prozent des Strompreises. Inklusive Steuern, Abgaben und Netzentgelte würde beim dynamischen Strompreis die Kilowattstunde im Schnitt 21,78 Cent kosten.

Hohe Netzentgelte für die Traumrenditen der Verteilnetzbetreiber

Im Durchschnitt zahlen bei Rabot Energy die Kunden mit einem dynamischen Strompreis etwa 30,7 Cent pro Kilowattstunde. Zum Vergleich: Bei einem Durchschnittsstrompreis für Haushaltskunden, der laut Statischem Bundesamt Ende 2024 bei etwa 39 Cent pro Kilowattstunde liegt, würde die Stromsteuersenkung diesen nur auf etwa 37 Cent drücken. Insgesamt würde die Nutzung der dynamischen Strompreise dem Haushalt mit dem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden eine Ersparnis von rund 361 Euro pro Jahr einbringen.

Verbrauch anpassen

Im Ergebnis kommt Rabot Energy in seiner Analyse zu dem Schluss: Die Entlastung durch dynamische Tarife ist fünfmal höher als die Entlastung durch eine Stromsteuersenkung. Und das über alle Haushaltstypen hinweg. Voraussetzung hierfür ist aber, dass die Haushalte in der Lage sind, ihren Verbrauch möglichst in die Zeiten zu verschieben, in denen der Börsenstrompreis tatsächlich niedrig ist. Denn in der Regel passen die Versorger die dynamischen Strompreise stündlich entsprechend der Lage an der Strombörse an.

Den eigenen Stromkonsum steuern und dafür belohnt werden

Stromnetz wird entlastet

Dennoch kommt Jan Rabe zu dem Ergebnis: „Wer einen dynamischen Stromtarif nutzt, entlastet nicht nur spürbar den eigenen Geldbeutel, sondern auch das Stromsystem, da Strom hauptsächlich dann verbraucht wird, wenn er günstig und ausreichend verfügbar ist.“ Zudem hat sich der durchschnittliche Börsenstrompreis am Day-Ahead-Markt laut Rabot Energy derzeit auf einem niedrigen Niveau stabilisiert. Eine solche Verbrauchsflexibilisierung reduziere laut Rabe zudem die Notwendigkeit teurer Speicherlösungen und zusätzlicher Kraftwerkskapazitäten im Rahmen der Energiewende. Einen noch größeren Hebel für Stromkostensenkung bietet die Kombination der dynamischen Strompreise mit einer eigenen Solarstromanlage, einem Elektroauto und einer strombasierten Wärmeversorgung.