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Kommentar

COP30: Zu wenig für den Klimaschutz

Die 30. UN-Weltklimakonferenz (COP) hat begonnen und sie startet in schwierigen Zeiten. Das Thema Klimaschutz ist angesichts von Kriegen und internationalen Krisen in den Hintergrund getreten. Die Europäer, eigentlich angetreten als Vorreiter, haben kurz vor dem Start ihre Klimaschutzziele für 2045 aufgeweicht, damit sie nicht mit völlig leeren Händen in Brasilien auftreten müssen. Deutschland, das sich auch gern als Vorbild für andere präsentiert, laviert zwischen Anspruch und Sorge vor einer Wirtschaftskrise. Und die USA als zweitgrößter CO₂-Emittent? Gar nicht erst angereist.

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Die Warnzeichen der Krise sind nicht mehr zu übersehen

Dabei sind die Anzeichen der Klimakrise nicht mehr zu ignorieren, und die Warnungen der Forscher klingen immer dringlicher. 2024 war das wärmste bislang gemessene Jahr, und auch dieses Jahr ist nicht viel kühler. Stürme seltenen Ausmaßes fegten gerade erste durch die Karibik und über die Philippinen. In der Mittelmeerregion treibt deutlich zu warmes Wasser die Sorge vor massiven Regenfällen im Winter. Die Gletscher und die Eismassen an den Polen schmelzen nooch schneller als angenommen. In Deutschland veröffentlichten unlängst die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) und die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) den drastisch klingenden Vorschlag, man müsse diskutieren, die Küstenregionen angesichts des steigenden Meeresspiegels aufzugeben.

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Seit 1987 (!) warne man vor den Auswirkungen der Klimakrise, sagt Frank Böttcher, Vorsitzender der DMG. Deshalb dürfe jetzt eigentlich niemand überrascht sein. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler prophezeien zudem in ihrem Aufruf eine dramatische Beschleunigung des Klimawandels. Eine globale Erwärmung um drei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau könnte bereits um 2050 erreicht werden – 20 Jahre früher als bisher angenommen.

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Jetzt wäre also die Zeit zu handeln – denn auch das sagen die Forschenden: Noch gibt es Möglichkeiten, den Temperaturanstieg zu begrenzen. Das Ziel aber, das in Paris vor nur 10 Jahren voller Optimismus verabschiedet wurde, nämlich die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, wird verfehlt.

Abwiegeln, besänftigen, ignorieren

Doch die Reaktionen auf diese Warnungen verändern sich kaum: Abwiegeln, besänftigen, ignorieren. Dafür haben wir jetzt keine Zeit mehr. Auch die Idee, die neuerdings häufig zu hören ist, man könne sich einen kurzen „Overshoot“ über das 1,5-Grad-Ziel hinaus leisten und dann, etwa durch die Filterung von CO₂ aus der Luft, wieder alles in Ordnung bringen, erscheint wahlweise erstaunlich naiv oder als gezieltes Beschwichtigungsmanöver.

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Das Klima ist kein Girokonto, das man folgenlos überziehen und wieder ausgleichen kann. Zu sensibel und komplex ist das System. Für die COP30 würde das eigentlich heißen, jetzt die volle politische Kraft der Weltgemeinschaft in fest verabredete, ehrgeizige Ziele zu stecken und auch deren Einhaltung zu überprüfen. Doch zu viele Staaten ziehen nicht mit.

Begrenzung auf zwei Themen ist zu wenig

Zu wenig sei in den Vorverhandlungen erreicht worden, sagt Reimund Schwarze vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Nun konzentriere sich die brasilianische COP-Präsidentschaft offenbar auf zwei Themen, bei denen politische Erfolge noch erreichbar scheinen – die Finanzierung von Klimaanpassung und den Tropenwaldschutz.

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Sinnvolle Themen sind das sicher. Und politisch mag es auch nachvollziehbar sein, eine Konferenz zu einem Erfolg machen zu wollen. Aber für das Klima ist es zu wenig.