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Kommentar zu Ausschreibungen

Entwarnung für Gebotspreise Onshore-Wind?

Kommentar zu Ausschreibungen

Gerade hat EnBW den Zuschlag für das 900-Megawatt-Projekt EnBW He Dreiht in der ersten deutschen Offshore-Ausschreibung bekommen, da hat der Aufsichtsrat des Unternehmens grünes Licht für das Projekt Albatros gegeben und der finalen Bau- und Investitionsentscheidung zugestimmt. Das Baden-Württemberger Energieunternehmen will Albatros nun gemeinsam mit dem Meerespark Hohe See mit 497 Megawatt (MW) bauen. Albatros wird mit 16 Windturbinen des Typs Siemens SWT-7.0-154 umgesetzt. Beide Parks sollen bis 2019 als Gesamtprojekt mit 610 Megawatt umgesetzt werden. EnBW geht mit gelöster Handbremse ins Offshore-Geschäft. Das zeigt der jüngste Ausschreibungszuschlag. Dong und EnBW hatten in der ersten Ausschreibungsrunde Offshore jeweils Zuschläge erhalten für Gebote von 0,0 Cent pro Kilowattstunde.

Gleichwohl: In den vergangenen Wochen äußerten sich Onshore-Planer immer wieder besorgt bezüglich der Preise für die erste Ausschreibungsrunde - getrieben von den Offshore-Ausschreibungen. Onshore-Planer fragen sich, wohin die Reise in ihrem Feld geht. Welche Gebote werden an Land abgegeben? Werden auch dort 0,0 Cent angestrebt? Die Unsicherheit ist groß. EnBW sehe das Onshore-Geschäft ganz anders als Offshore, erklärte mir gerade ein Mitarbeiter des Unternehmens. Er wirkte sicher, dass an Land nicht so günstig agieren kann.

Rückblick: Tatsächlich überraschten ja schon vor den deutschen Ausschreibungen zunächst Dong in den Niederlanden und Vattenfall in Dänemark mit extrem niedrigen Angebotspreisen von fünf bis sechs Cent. Damals erklärte jeder – Vattenfall, Dong, die Verbände – für Deutschland müsse man etwas mehr einplanen, weil die Offshore-Projektierer höhere Kosten bei Voruntersuchungen haben und weiter von der Küste entfernt sind. Und jetzt waren es doch 0,0 Cent. Wie auch in der Solarbranche hat die Welt immer wieder Ausschreibungsergebnisse gesehen, mit denen zuvor niemand gerechnet hatte. Dennoch: Den Vorwurf der Quersubventionierung eines Großprojekts wie etwa eines Offshore-Parks weise die Firmen von sich, die hier die Zuschläge erhalten haben. Jedes Projekt muss auch dort abgesegnet werden. Und das wird es nur, wenn die Wirtschaftlichkeit darstellbar ist. Andernfalls versenkt das Unternehmen eine Menge Geld im Meer.

Schauen wir nun auf die Windkraft an Land: Onshore hat eine jahrzehntelange Lernkurve hinter sich und war daher immer billiger als Offshore – auch weil das Geschäft an Land weniger gefährlich und logistisch aufwändig ist. Die Bundesnetzagentur hatte Mitte März die erste Ausschreibungsrunde für Windenergieanlagen an Land für den Gebotstermin 1. Mai 2017 eröffnet.Welche Ergebnisse wirklich nach der ersten Onshore-Rund kommen, weiß derzeit niemand. Aber sie dürften wohl eher in der Größenordnung der Solarausschreibungen liegen. Warum?

Insgesamt sind die Offshore-Bedingungen wesentlich günstiger – zum Beispiel was die Projektgröße und die Turbinenleistung angeht. Effizienz und Synergieeffekte treiben bei einem Meerespark von 900 Megawatt den Kilowattstundenpreis in den Keller. Turbinengrößen von 13 bis 15 Megawatt, die vermutlich bis zur Realisierung im Jahr 2025 verfügbar sind, haben denselben Effekt. Das haben Planer und Hersteller längst verstanden. Beides – sowohl Park- als auch Turbinengröße fokussiert EnBW mit den Offshore-Parks Albatros und Hohe See. 2019 sind es zwar „nur“ 610 MW und Sieben-MW-Anlagen. Aber die Richtung ist eindeutig.

Onshore hingegen verhält es sich anders: Windparks haben eine durchschnittliche Größe von fünf bis sieben Anlagen. Der Transport über Bundesstraßen verbietet eine deutliche Leistungszunahme. Turbinen mit 13 bis 15 MW lassen sich kaum irgendwo errichten. Die Lernkurve ist an Land wie gesagt relativ ausgeschöpft. Gleichzeitig muss der Planer tiefer in die Tasche greifen, weil die Risiken sich durch die Ausschreibungen erhöhen. Das wirkt sich auf die Finanzierung aus.

Ein Unsicherheitsfaktor, mit dem beide Seiten umgehen müssen, ist die Frage, wie sich der Börsenstrompreis entwickeln wird. Das wiederum hängt auch von der Politik ab. Je deutlicher die Positionierung von die Klimaziele von Paris, desto schneller wird ein Abschied von der Kohle erfolgen. Auf diese Weise würde das Stromangebot reduziert, die Börsenpreis steigen. Andererseits sinken sie zu bestimmten Zeiten durch zunehmenden Regenerativanteil. Hinzu kommen weltpolitische  und wirtschaftliche Einflüsse, die derzeit keiner abschätzen kann. Viele Fragen bleiben offen - vor allem die des endgültigen Gebotspreises.  

Kommentar Nicole Weinhold | Kommentar Nicole Weinhold - © Foto: Nicole Weinhold
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