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Photovoltaik in Palästina

Hochschule in Bethlehem versorgt sich selbst mit Strom

Es war ein langer Weg bis zum Erfolg. Aber jetzt ist er geschafft. Die Solaranlage auf dem Dach der Universitätsbibliothek des Dar al-Kalima University College of Arts amp; Culture in Bethlehem ist fertig und seit wenige Tagen in Betrieb. Bereits im Mai 2017 wurde der Grundstein für den Bau dieser Anlage gelegt. Jetzt stehen die 254 Module auf dem Dach der Bibliothek, nachdem sie die Odyssee vom Hafen in Ashdod südlich von Tel Aviv durch die vielen Checkpoints bis nach Bethlehem hinter sich gebracht haben. Mit einer Leistung von 70 Kilowatt wird der Generator jedes Jahr etwa 130.000 Kilowattstunden an Solarstrom produzieren.

Zwei Anlagen übernehmen die Stromversorgung

Es ist der zweite Generator, der auf dem Dach der Hochschulbibliothek steht. Bereits im September 2015 wurde eine Anlage mit einer Leistung von 45 Kilowatt in Betrieb genommen. Den Strom aus den beiden Generatoren nutzt die Hochschule komplett selbst. Um die komplette Unabhängigkeit der Hochschule sicherzustellen wurde die jetzige Anlage in einer eigenverbrauchsoptimierten Ost-West-Ausrichtung installiert, während der erste Generator noch nach Süden aufgeständert ist. Damit kann das Bildungszentrum, in dem immerhin 500 junge Menschen regelmäßig studieren, seinen kompletten Strombedarf selbst abdecken.

„Über die Hälfte der Bevölkerung hier ist unter 20 Jahre“, erklärt Mitri Raheb, Präsident der Hochschule. „Nichts ist so wichtig, wie den jungen Menschen Hoffnung zu geben, ihnen Lebensperspektiven aufzuzeigen, sie zu lehren, an Ziele zu glauben und sich dafür einzusetzen. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist Bildung. Nun kann der Unterricht an der Hochschule ohne lästige Stromausfälle dauerhaft durchgeführt werden.“

Pilotprojekt für Palästina

Dar al-Kalima ist damit ein Pilotprojekt in Palästina und ein Vorbild für Klimafreundlichkeit, Nachhaltigkeit und energetische Selbstbestimmung, betonen die Projektbeteiligten die Bedeutung der Anlage. „Mit unserem Engagement konnten wir einen Betrag zu dem Projekt leisten, der sich nun für die Universität, die engagierte Hochschulleitung und nicht zuletzt für die Studierenden ganz konkret in Form einer zuverlässigen und nachhaltigen Energieversorgung auszahlt“, erklärt Peter Vest, Geschäftsführer von Wirsol. Der Projektierer aus dem badischen Waghäusel hat die gesamte Anlage geplant und errichtet. Außerdem waren noch der Wechselrichterhersteller SMA und der Montagegestellhersteller Schletter an dem Projekt beteiligt. Wirsol hat auch zwei Drittel der Investitionssumme gestemmt. Den Rest hat die Landesregierung in Baden-Württemberg beigesteuert. Ein kleiner Beitrag kam zudem von den Stadtwerken Ettlingen, die eigens dafür ein Benefizkonzert der dortigen Musikschule organisierten.

Ausbildungsgang für Solarteure etabliert

Für den Vertriebsleiter von Wirsol ist das Projekt aber mehr als nur eine Stromversorgungsanlage. „Gerade in der aktuellen unruhigen Situation ist das Projekt ein kleiner Beitrag zu einem regionalen Friedenszeichen“, betont er. „Durch die Arbeit und das Engagement der Hochschule gibt es, vor allem für die jungen Menschen in der Region, die Hoffnung auf eine gute Zukunft.“ Zudem dienen die Generatoren auf dem Dach als Schulungsobjekt für die Teilnehmer eines Ausbildungsganges für angehende Solarplaner und Installateure, der inzwischen an der Hochschule eingeführt wurde. (Sven Ullrich)