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Scheitert die Energiewende am Ingenieurmangel?

Die Bundesregierung hat ehrgeizige Ziele für die Energiewende: der Ausbau der erneuerbaren Energien schneller gehen, der CO2-Aussoß massiv sinken und mit der Wasserstoffindustrie eine ganz neue Infrastruktur aufgebaut werden. Doch die Frage stellt sich, wer am Ende die dafür nötige Arbeit erledigt.

Laut Verein Deutscher Ingenieure (VDI) steuert Deutschland auf einen noch nie dagewesenen Fachkräftemangel zu. Derzeit gebe es 151.300 offene Stellen für Ingenieure, so viele wie noch nie seit der Verband 2011 begonnen hat, diese systematisch zu erfassen, sagte Axel Plünnecke vom IW Köln auf einer Pressekonferenz des VDI auf der Hannover Messe. Oder anders ausgedrückt: Auf 100 arbeitslose Ingenieure kommen derzeit 418 offene Stellen.

Wenige Studienanfänger, viele Rentner

Für den Nachwuchsmangel gibt es mehrere Gründe. Der Klimawandel erfordere schnelles Handeln, der Ukraine-Krieg habe die Situation nochmals verschärft. „Wir befinden uns mitten in einer energiepolitischen Revolution“, sagte Dieter Westerkamp, Bereichsleiter Technik & Gesellschaft im VDI. Gleichzeitig habe die Corona-Pandemie die Berufs- und Studienberatung massiv beeinträchtigt.

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Und die Situation wird sich verschärfen. Derzeit sei die größte Altersgruppe der Ingenieure über 50 und werde innerhalb der kommenden 15 Jahre in den Ruhestand gehen, so Plünnecke. Gleichzeitig sei die Anzahl der Studienanfänger in den Ingenieurwissenschaften und Informatik in den letzten fünf Jahren um rund 15 Prozent gesunken. „Daher ist in den kommenden Jahren weiterhin mit sinkenden Zahlen an Absolventen zu rechnen“, sagte Plünnecke.

„Ingenieurberufe sind Klimaschutzberufe“

Die Lösung sieht der VDI vor allem in zwei Stellschrauben: Eine verbesserte Zuwanderung von Fachkräften und eine stärkere Motivierung junger Leute für MINT-Themen. „In der Zuwanderungspolitik hat sich schon viel getan, aber wir brauchen vereinfachte Regulatorien vor allem für diejenigen, die ohne abgeschlossenen Arbeitsvertrag nach Deutschland kommen“, so Westerkamp.

Außerdem sollten verstärkt junge Menschen, vor allem Mädchen, an die MINT-Berufe herangeführt werden. Ein Schlüssel dazu könnte wiederum die Energiewende sein. „Fast 62 Prozent der Frauen unter 24 Jahren machen sich Sorgen wegen des Klimawandels“, sagte Axel Plünneke. „Die Botschaft muss daher lauten: Ingenieur- und Informatikerberufe sind Klimaschutzberufe.“ (kw)

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