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So sind wir 2045 autark mit erneuerbarer Wärme

Die Wärmeversorgung ist das klimapolitische Sorgenkind der Energiewende, sagt der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) in seinem neuen „BEE-Wärmeszenario 2045“: „Während der Einsatz der erneuerbaren Energien im Stromsektor bis zum Jahr 2020 auf 50 Prozent gesteigert wurde, stagniert der Transformationsprozess in der Wärme seit mehreren Jahren. So werden Wärme- und Kältebereitstellung gerade einmal zu 16,5 Prozent aus Erneuerbaren realisiert. Der restliche Anteil an der Wärmeversorgung ist auf fossile Energieträger zurückzuführen. Gebäude verursachen rund ein Viertel aller Treibhausgasemissionen in Deutschland.“

Das BEE-Szenario zeigt auf, in welchem Umfang und mit welcher Geschwindigkeit Erneuerbare-Wärme-Technologien eingesetzt werden können. „Die Wärmewende gehört ganz oben auf die politische Prioritätenliste, sonst drohen weiter hohe Kosten und eine unsichere Versorgung. Es ist nicht damit zu rechnen, dass die Gasspeicher im kommenden Winter wieder voll sind. Die gute Nachricht ist: Erneuerbare Wärme ersetzt fossile Energieträger vollständig“, so BEE-Präsidentin Simone Peter. 

Nach den Ergebnissen des BEE-Szenarios steht ein massiver Ausbau an erneuerbaren Energien über alle Anwendungen bevor. Ein mutiger Wärmepumpen-Hochlauf treibt die Anlagenzahl von derzeit 1,3 auf 6 Mio. bis zum Jahr 2030 und auf 14-18 Mio. bis 2045 hoch. Ein Zuwachs der Solarthermie ist bis zum Jahr 2030 um weitere 30 TWh auf 40 TWh möglich. Die Ausweitung nachhaltig erzeugter Bioenergie ist machbar; dabei werden ausreichende Kapazitäten für andere Sektoren verbleiben. Die tiefe Geothermie wird bis zum Jahr 2045 auf 80 TWh ausgebaut. „Der erneuerbare Anteil an der Wärmeversorgung steigt laut Szenario auf 54 Prozent im Jahr 2030. Das im Koalitionsvertrag verankerte Ziel von 50 Prozent erneuerbarer Wärme bis 2030 ist ambitioniert, aber möglich und nötig. Erreichen kann man es aber nur, wenn der Rechtsrahmen jetzt schnell angepasst wird“, so Peter.

Die Abhängigkeit von fossilem Gas und die damit verbundene Versorgungs- und Kostenkrise habe Deutschland in eine tiefe Krise gestürzt. Besonders die Wärmeversorgung ist davon betroffen. „Maßnahmen wie LNG-Belieferung oder die Reaktivierung von Kohlekraftwerken können aber nur eine vorübergehende Notlösung zur übergangsweisen Sicherung unserer Wärmeversorgung sein“, so Peter. „Denn die Antwort auf die fossile Krise sind nicht mehr fossile Energien, sondern erneuerbare Energien, die in ihrer vielfältigen Anwendung Wärme für Heizungsanlagen, Netze und Industrie liefern.“ 

Im Wärmeszenario benennt der BEE eine Reihe von Hemmnissen: „Zu berücksichtigen ist, dass die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien im Wärmesektor aktuell durch eine Vielzahl von Hemmnissen gebremst wird. Dazu gehören u.a. die zu geringen handwerklichen Kapazitäten, ein CO2 -Preis mit einer nicht ausreichenden Lenkungswirkung, unzureichende Förderprogramme, konterkarierende Förderung fossiler Technologien, Lock-in-Effekte, ein fehlender ordnungsrechtlicher Rahmen sowie klimapolitisch kontraproduktive Restriktionen bei der Biomassegewinnung. Eine auf Erneuerbare Wärme ausgerichtete Ausgestaltung des Wärmemarktes ist daher unbedingt erforderlich, um die in dem Wärmeszenario gezeigte Transformationsgeschwindigkeit tatsächlich zu erreichen. Das Wärmeszenario konnte den Einsatz innovativer Technologien und Anwendungen nur bedingt berücksichtigen und quantifizieren. Das losgelöste rein technische Potenzial der einzelnen Wärmetechnologien liegt teilweise deutlich höher als abgebildet.“

Wichtigste Forderungen des BEE seien, bei der kommunalen Wärmeplanung Erneuerbare von vornherein in den Blick zu nehmen, im Gebäudeenergiegesetz eine Verankerung der Pflicht zur Nutzung von 65 Prozent Erneuerbaren Energien ab 2024 vorzunehmen sowie eine dauerhafte Finanzierung und planbare Weiterentwicklung der Förderprogramme auf den Weg zu bringen. „Vor allem einkommensschwache Haushalte müssen dabei stärker berücksichtigt werden. Sie leiden am meisten unter den hohen Preisen und müssen ebenfalls die Chance bekommen, sich aus der Abhängigkeit von fossilen Energien zu lösen“, so Peter. Außerdem brauche es eine Fachkräfteoffensive, um die Wärmewende in den Wohnungen und Häusern auch umzusetzen. 

„Die Wärmewende ist vielfältig und lokal. Das Zusammenspiel aus Wärmepumpen, tiefer Geothermie, Solarthermie, Bioenergie und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen ist die Zukunft unserer Wärmeversorgung. Die Bundesregierung muss sie jetzt entfesseln“, so Peter abschließend.(nw)

Der Bereich „Fossile und Sonstige“ stellt heute 1.090 TWh der Wärmeversorgung.

BEE

Der Bereich „Fossile und Sonstige“ stellt heute 1.090 TWh der Wärmeversorgung.