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Wird Fachkräftemangel zum neuen Flaschenhals der Energiewende?

Noch muss die Windbranche den Arbeitsplatzverlust der vergangenen Jahre verdauen - rund 60.000 Jobs gingen nach Angaben der IG Metall Küste verloren - da bahnt sich das nächste Problem an: Fachkräftemangel. „Unsere Betriebsräte berichten seit Jahren über teils erhebliche Probleme bei der Besetzung von freien Stellen“, erklärte IG Metall-Bezirksleiter Daniel Friedrich auf der Husum Wind. „Die Betriebe konkurrieren mit Unternehmen aus anderen Branchen, die häufig bessere Arbeitsbedingungen bieten.“

Diese beiden Fakten scheinen nur auf den ersten Blick paradox. Denn während auf der einen Seite Arbeitsplätze in der industriellen Fertigung abgebaut wurden, zum Beispiel bei den Herstellern Enercon, Nordex und Senvion oder den Zulieferern PowerBlades, AdwenBlades und Carbon Rotec, werden im Anlagenservice und neuerdings in der Projektentwicklung Fachkräfte gesucht. „Wenn wir uns also die Wertschöpfungskette anschauen, zeigt sich, das am Anfang und am Ende ein Fachkräftebedarf vorhanden ist, in der Mitte aber, in der Produktion, Arbeitsplätze und damit wichtiges Know-how verloren gegangen ist“, erläuterte Stefan Timm von der Agentur- für Struktur- und Personalentwicklung GmbH (AgS), Zwischenergebnisse der Branchenstudie „Die Windindustrie in Deutschland“, die im Auftrag der IG Metall Küste erstellt wird.

Windindustrie ist mit anderen Branchen eng verzahnt

Die Abwanderung der Fertigungstiefe könne aber zum Problem für den Industriestandort Deutschland werden, warnte Gewerkschafter Friedrich: „Die Stärke der Windindustrie in Deutschland ist ihre enge Verzahnung mit anderen Branchen wie Stahl- und Maschinenbau.“ Somit habe aber auch die Krise Auswirkungen auf weitere Branchen.

Niedersachsens Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz Olaf Lies (SPD) forderte eine tatkräftige Industriepolitik für den Wiederaufbau der Fertigungskette in Deutschland: „Bei Klimaschutz und Energiewende geht es um viel mehr als nur um CO2-Reduktion. Klimaschutz zusammen mit einer klugen Industriepolitik sichert den Standort Deutschland und schafft neue, gute Industriearbeitsplätze.“ Klimaschutz, Arbeit und die Zukunft des Industriestandortes bedingten einander. „Investitionen werden dann Magnetwirkung entfalten für neue, weitere Industrie-Investitionen. Denn auch dieser Grundsatz gilt ungebrochen: Industrie folgt Energie.“

Fachkräfte auch für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft nötig

Ursula Prall, Vorstandsvorsitzende Stiftung Offshore-Windenergie, betonte die Wichtigkeit von Fachkräften für den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft: „Es bedarf nicht nur Windrädern auf See, sondern auch Arbeitskräften an Land, die eine zuverlässige Wertschöpfungskette gewährleisten.“

Die Autoren der Branchenstudie empfehlen deshalb eine langfristig angelegte Arbeitsmarktstrategie, die auf Ausbildung, Qualifizierung und Tarifbindung setzt und die in den nächsten Jahren wieder wachsende Branche attraktiv für Fachkräfte macht. „Klimaschutz geht nur mit guter Arbeit“, betonte Friedrich. Dringend verstärkt werden müsse die betriebliche Ausbildung. Mit 3,6 Prozent liege die Ausbildungsquote deutlich unter anderen Branchen wie etwa dem Maschinenbau mit 6,1 Prozent. (kw)

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