Zwischen Beschäftigungsmotor und Fachkräftemangel schwanken die Formulierungen, wenn es um Jobs in der Windenergie geht. Eine Talkrunde zum Auftakt der diesjährigen Fachkonferenz Rostock Wind von Eno Energy fokussierte sich auf die Beschäftigungssituation in der Windbranche.
Moderator Wolfram Axthelm, Geschäftsführer Bundesverband Erneuerbare Energien/Bundesverband Windenergie (BWE), ließ beim Thema Beschäftigungschancen zunächst die Präsidentin des BWE aus ihrem Alltag als Planerin erzählen.
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Ihre Firma Landwind komme inzwischen auf 190 Mitarbeiter:innen, so Bärbel Heidebroek: Beschäftigte zu finden sei nicht immer leicht in einem ehemaliges Zonenrandgebiet, dem Landkreis Helmstedt. „Wir bauen grad ein neues Gebäude. Da fragt man sich schon vorher, ob es nicht Sinn macht, einen Firmensitz in der Großstadt zu eröffnen. Wir haben uns dagegen entschieden, wird sind Landwirte.“ Mit den Chancen, die sich durch Homeoffice auftun, sei vielleicht es sogar schöner auf dem Land. Menschen, die derzeit in der Wolfsburger Autowelt ihren Job verlieren, könnte hier eine neue Anstellung finden. „Wer in der Projektentwicklung in Wolfsburg gearbeitet hat, kann auch im Wind im Projektmanagement arbeiten.“ Wir können die Leute weiterbeschäftigen.
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Auf die Frage, wie Landwind die vielen offenen Stellen besetzen könne, sagt Heidebroek, das gelinge inzwischen über Mundpropaganda und Social Media. „Und wir arbeiten mit Quereinsteigern! Wir selbst haben auch das Projektgeschäft im Betrieb bei der Arbeit erlernt.“ Wenn eine Stellenausschreibung nicht passe, könne man immer noch schauen, ob sich die Person an anderer Stelle ein bringen könne.
Gibt es genug Praxisbezug im Studium? Heidebroek betont, es sei wichtig, dass „wir als Branche jungen Leute die Unternehmen zeigen. Wir beschäftigen immer viele Werksstudenten. Das ist eine Chance, das Unternehmen kennenzulernen.“
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Holger Fritsch, Geschäftsführer Bachmann Monitoring, verweist auf die Bedeutung eines gute Arbeitgebers. „Wie geht das? Wenn wir nur nach außen sehen, wen wir kriegen können, ist das zu kurz gegriffen. Wir müssen gleichzeitig auch den Mitarbeitern, die wir haben, ein gutes Gefühl geben.“
Für Bachmann sei es zudem hilfreich, dass Thüringen über eine gute Hochschullandschaft verfüge und nicht im Epizentrum der Erneuerbaren liege. So könne man hier noch leichter Absolvent:innen finden.
Ines Jesse, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern, verweist darauf, dass Quereinsteiger in der Regenerativbranche nötig seien. „Das Tischtuch der Fachkräfte ist zu kurz.“ Die Firma Edis gehe hier voran. In der maritimen Wirtschaft haben man Firmen wie Smoulders und EEW, die in der Offshore-Windkraft eine wichtige Rolle spielen. „Wir fördern Weiterbildung, wir fördern Transformation der Arbeitswelt.“
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Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer VDMA Power Systems, beschrieb die Fachkräftesituation vor dem Hintergrund der hohen Ausbauziele für erneuerbare Energien in Deutschland und Europa. „Wir sehen Herausforderungen, wir haben in der Energiewende eine Verdopplung der offenen Stellen seit 2019 erlebt. Diese Zahlen werden in Zukunft nochmal um 30 Prozent ansteigen.“ Die Rahmenbedingungen für die Arbeitnehmer:innen müssten daher stimmen: „Kann Mindestlohn gezahlt werden? Ist überhaupt genug Geld im System, um faire Löhne zu zahlen? Er warnt in dem Zusammenhang davor, bei der künftigen EEG -Reform darauf zu achten, dass nicht zu wenig Geld im System ist.