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Handelsstreit mit China

Antidumpingbeschwerde gegen Glashersteller

Gleich von zwei Seiten geraten die chinesischen Hersteller von Solarglas unter Druck. Mit der Berufung der Coalition for American Solar Manufacturing (CASM) gegen die aktuellen Importzölle in den USA verbindet die Organisation die Forderung, ebenfalls Importzölle auf Floatglas aus dem Reich der Mitte zu erheben. Gleichzeitig teilen die Glashersteller in Europa mit, dass sie bei der Europäischen Union Antidumpingbeschwerde gegen chinesische Hersteller von Solarglas eingereicht haben. Die Europäische Kommission hat bisher den Eingang der Beschwerde nicht bestätigt. Generell muss sie aber solche Beschwerden innerhalb von 45 Tagen prüfen, wie eine Sprecherin der Europäischen Kommission gegenüber AFP mitteilte.

Investitionen und Innovationen sichern

Unter dem Dach EU Pro Sun Glass haben sich mehr als die Hälfte der Glashersteller in der Europäischen Union (EU) zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen das Preisdumping der chinesischen Konkurrenz vorzugehen. Ziel ist es, die Investitionen und Innovationen der Solarglasindustrie in der EU zu schützen und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu sichern. EU Pro Sun Glass begründet seine Beschwerde damit, dass sich die Lieferungen von Solarglas aus China zwischen 2010 und 2012 mehr als verdreifacht haben. Im gleichen Zeitraum ist die Nachfrage nach Solarglas in der EU aber nur um knapp fünf Prozent gestiegen. Inzwischen kommen 90 Prozent des gesamten Solarglases, das in der EU in Photovoltaikmodulen und Solarkollektoren verbaut wird, aus China.

Ergebnis massiven Preisdumpings

Für den Zusammenschluss der europäischen Glasproduzenten ist das das Ergebnis massiven Preisdumpings auf dem europäischen Markt, das nur durch die erhebliche finanzielle Unterstützung der chinesischen Regierung möglich ist. Außerdem haben die chinesischen Hersteller eine Produktionskapazität von 400 Millionen Quadratmeter pro Jahr aufgebaut. Das allein ist mehr als das Doppelte der Nachfrage auf dem gesamten Weltmarkt und das Achtfache des Bedarfs in der EU. „Um einen Teil dieser unglaublichen Überschussmengen in den Markt zu bringen, verkaufen die chinesischen Hersteller ihr Solarglas im EU Markt zu Dumpingpreisen, die nicht einmal die Kosten der Rohmaterialien decken“, sagt Ulrich Frei, Präsident von EU Pro Sun Glass. Er ist gleichzeitig Geschäftsführer der Interfloat Corporation mit Sitz in Rugell im Norden des Fürstentums Liechtenstein. „Natürlich schreiben die chinesischen Hersteller enorme Verluste durch den Verkauf des Solarglases“, erklärt Frei weiter. „Diese werden aber offenbar durch die dortige Regierung kompensiert. Auf der anderen Seite sind die europäischen Solarglashersteller gezwungen, diesem Marktpreis annähernd zu folgen und werden dadurch enorm geschädigt. Die chinesischen Mitstreiter haben scheinbar endlose finanzielle Unterstützung der chinesischen Regierung.“

Glas aus China nur halb so teuer

Nach Angaben von EU Pro Sun Glass verkaufen die chinesischen Solarglashersteller ihre Produkte für den halben Preis der europäischen Konkurrenz. Diese Preisbildung ist angesichts der Tatsache, dass 80 bis 90 Prozent der Fertigungskosten auf Rohstoff-, Energie- und Investitionskosten entfallen, völlig unrealistisch und mit niedrigeren Lohnkosten im Reich der Mitte nicht zu rechtfertigen, zumal hier noch die Transportkosten aus China nach Europa hinzukommen. Außerdem setzen die Mitglieder von EU Pro Sun Glass angesichts des sehr energieintensiven Herstellungsprozesses von Solarglas auf eine ressourcen- und umweltschonende Fertigung. Die sei in China aber nicht gegeben. Die Produktionsanlagen im Reich der Mitte stoßen nach Angaben von EU Pro Sun Glass im Vergleich zu europäischen Anlagen das Dreifache der Kohledioxidmenge aus. (Sven Ullrich)