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Teheran erhöht Einspeisevergütung

Iran wird für Projektierer interessant

Der Iran will in Zukunft stärker auf erneuerbare Energien setzen. Wie das Energieministerium in Teheran bereits im Oktober des vergangenen Jahres mitteilte, strebt die Regierung den Bau von Windkraftwerken und Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von mindestens fünf Gigawatt bis 2018 an. Darunter soll mindestens 500 Megawatt Solarstromleistung sein. Dies ist ein ambitioniertes Ziel angesichts der Tatsache, dass der Zubau von Ökostromanlagen im Iran bisher nur schleppend voran ging. Immerhin beruht die Stromversorgung immer noch zu 94 Prozent auf fossile Energieträger. Dazu kommt noch ein Kernkraftwerk und einige wenige Ökostromanlagen.

Zwischen 16 und 29 Cent pro Kilowattstunde

Um das Ziel auch zu erreichen, hat Teheran jetzt die Einspeisevergütungen für alle Ökostromanlagen von bisher fünf auf 20 Jahre verlängert. Zudem hat das Energieministerium die Tarife um 15 Prozent angehoben. So bekommen Solaranlagen mit einer Leistung von bis zu 20 Kilowatt jetzt 9.770 Rial pro Kilowattstunde. Das sind umgerechnet üppige 29 Eurocent. Hat die Photovoltaikanlage eine Leistung zwischen 20 und 100 Kilowatt zahlt Teheran 8.730 Rial (25 Eurocent) pro Kilowattstunde. Damit spiegelt sich in der Einspeisevergütung die Tatsache wider, dass Strom aus größeren Anlagen billiger ist als aus kleineren Anlagen. Entsprechend niedriger ist auch die Vergütung von Strom aus Solarparks. Hat die Freiflächenanlage eine Leistung von bis zu zehn Megawatt, bekommt der Betreiber 6.750 Rial (20 Eurocent) pro Kilowattstunde. Ist der Solarpark noch größer, zahlt Teheran zwar nur noch 5.600 Rial pro Kilowattstunde. Doch dies sind immer noch umgerechnet satte 16 Eurocent und damit fast doppelt so viel, wie der Betreiber eines Solarparks in Deutschland bekommt.

Einen Inflationsausgleich gibt es oben drauf

Ähnlich üppige Vergütungen gibt es auch für Strom aus Windkraftanlagen. Bei einer Leistung von einem Megawatt zahlt das Energieministerium in Teheran 5.930 Rial (17 Eurocent) pro Kilowattstunde. Der Strom eines Windparks mit einer Leistung von 50 Megawatt wird mit 4.970 Rial (15 Eurocent) pro Kilowattstunde vergütet. Beträgt die Gesamtleistung des Windparks mehr als 50 Megawatt, bekommt der Betreiber immer noch 4.060 Rial (zwölf Eurocent) pro Kilowattstunde. Zu allen Fördertarifen kommt noch ein Inflationsausgleich. Damit will Teheran Investitionen in Ökostromanlagen trotz der hohen Inflation ermöglichen. Die hohen Tarife sind für einheimische Projektierer aufgrund der schlechten Finanzierungsbedingungen auch dringend notwendig. Denn die Banken in der Islamischen Republik verlangen nicht selten bis zu 20 Prozent Zinsen auf Kredite.

Steilvorlage für ausländische Projektierer

Für ausländische Projektierer, die die Kredite mitbringen, ist dies eine Steilvorlage. Allerdings ist das Geschäft selbst mit erneuerbaren Energien im Iran noch unsicher. Deshalb trauen sich ausländische Kreditgeber auch nicht in das Land. Hermesbürgschaften für deutsche Investoren gibt es noch nicht. Trotzdem sieht Heike Walk, Professorin am Zentrum für Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin, den Iran für ausländische Projektierer als einen interessanten Markt. Sie hat sich als Projektleiterin am Institut für Ressourcenmanagement eingehend mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien im Iran beschäftigt. „Im Hinblick auf eine nachhaltige Energieversorgung können hier neue Perspektiven jenseits der Atomenergie entwickelt und zu deren Umsetzung beigetragen werden“, erklärt sie. Zudem bietet das Land aufgrund seiner geographischen und meteorologischen Voraussetzungen ein riesigen Potenzial für den Bau großer Solar- und Windparks.

Energiesubventionen ruinieren Staatshaushalt

So ist die Sonneneinstrahlung im Vergleich zu Deutschland etwa doppelt so hoch. Außerdem bläst am Kaspischen Meer im Norden und am Persischen Golf im Süden üppiger Wind und das auch noch relativ konstant. Dies macht den Bau von Ökostromanlagen für das Land so attraktiv. Zumal Teheran damit weniger Erdöl und Erdgas selbst verbrennen müsste. Zwar besitzt der Iran die zweitgrößten Erdöl- und Erdgasreserven der Welt – nur Russland hat mehr. Doch auch die in den vergangenen Monaten gesunkenen Rohölpreise auf dem Weltmarkt machen den Verkauf des Erdöls immer noch attraktiver. Zumal die Stromgestehungskosten über alle derzeitigen Erzeugungsanlagen gerechnet bei etwa 19 Cent pro Kilowattstunde liegen und Teheran die Stromversorgung jährlich umgerechnet mit etwa 13 Milliarden Euro subventioniert, um die Strompreise möglichst niedrig zu halten. „Diese hohen Energiesubventionen ruinieren zunehmend den Staatshaushalt, was im Moment wegen der gesunkenen Ölpreise noch schneller in den Staatsbankrott führen kann“, erklärt Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group. „Daher werden im Iran politische Wege gesucht, die hohen Subventionen ohne soziale Spannungen abzubauen.“

Iran verbraucht immer mehr Strom

Der Weg könnte tatsächlich über den Ausbau der erneuerbaren Energien führen. Zwar sind die Einspeisevergütungen tatsächlich sehr hoch. Doch angesichts der derzeitigen Stromgestehungskosten nicht überzogen. Mit diesen Einspeisevergütungen will Teheran zunächst vor allem den Bau von Anlagen in ländlichen Regionen forcieren, wo der Zugang zu Strom nur schwer oder teilweise gar nicht möglich ist. Aber auch die Errichtung von großen Anlagen, um den steigenden Energiebedarf decken zu können. Die Experten der Exportinitiative Erneuerbare Energien beziffern diese Steigerung auf immerhin sechs Prozent jährlich. „Der Zubau von Erzeugungskapazitäten wird dringend benötigt“, betont die Exportinitiative Erneuerbare Energien. „Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien plant die Regierung unter Präsident Rouhani insbesondere den Stromverbrauch durch höhere Preise für private Haushalte und die Industrie zu senken sowie das Stromnetz auszubauen.“ Ob dies durchsetzbar ist, bleibt fraglich. Denn der höhere Stromverbrauch ist auch ein Ergebnis der Diversifizierung der iranischen Wirtschaft, die auf keinen Fall gestoppt werden sollte, um die Abhängigkeit von Erdölverkäufen perspektivisch zu beenden. (Sven Ullrich)