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Antidumpingverfahren gegen China

Suntech weist Vorwürfe zurück

Nachdem Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) im ZDF angekündigt hat, eine Antidumpingklage gegen chinesische Modulproduzenten zu prüfen, bleibt die Reaktion aus dem Reich der Mitte bisher verhalten. Anders als bei der Klage gegen Preisdumping der chinesischen Produzenten, hat bisher nur Suntech im ostchinesischen Wuxi zum Ansinnen Altmaiers Stellung genommen. Der weltweit größte Produzent kristalliner Siliziummodule weist die Behauptung von Solar World als Initiator der Diskussion entschieden zurück. Man habe keine Produkte in Europa zu Dumpingpreisen verkauft. „Suntech wird die europäische Kommission bei ihrer Untersuchung in vollem Umfange unterstützen, wenn diese solchen Behauptungen nachgeht“, kündigt Jerry Stokes, Präsident von Suntech Europe, an. „Als börsennotiertes Unternehmen ist Suntech ohnehin verpflichtet alle Produktions- und Kapitalkosten offenzulegen. Das Unternehmenswachstum beruht auf effizienten Produktionsprozessen und der langfristigen Investitionen in die Bereiche Forschung und Entwicklung, auf der die Leistungsfähigkeit von Suntechs Solarprodukten basiert“, erklärt Stokes. „Als Marktführer mit weltweiter Präsenz und Kunden in 80 Ländern sind wir fairen internationalen Wettbewerbsregeln verpflichtet.“ Das Unternehmen ist an der New York Stock Exchange (NYSE) notiert. „Suntech spricht sich wie die überwiegende Mehrheit europäischer und globaler Unternehmen in der Solarindustrie für freien Handel und gegen den Beginn eines drohenden Handelskrieges aus“, betont Stokes.

Weniger als 20 Prozent der Arbeitsplätze in der Modulproduktion

Neben einem drohenden Handelskrieg, der durch protektionistischen Maßnahmen ausgelöst würde, warnt er auch vor einer Erhöhung der Preise für Solarstrom, wenn die Europäische Kommission Handelsbarrieren aufstellt. „Darüber hinaus würden Strafzölle tausende Arbeitsplätze in der europäischen Solarindustrie zerstören“, so Stokes weiter. Er erinnert daran, dass von den etwa 300.000 Menschen, die in der europäischen Solarindustrie beschäftigt sind, noch nicht einmal jeder Fünfte in der Solarzellenproduktion tätig ist. Über 80 Prozent der Arbeitsplätze sind in vor- oder nachgelagerten Branchen angesiedelt. Dazu gehören neben Rohstofflieferanten auch Anlagenhersteller, Systementwickler, Installateure und Projektfinanzierer. Vor allem die Rohstoff- und Equipmentlieferanten verdienen ihr Geld auch mit Lieferungen nach China. „Suntech etwa bezieht einen erheblichen Teil seiner Produktionsanlagen und Rohstoffe aus Europa“, sagt Stokes. „2010 und 2011 haben wir Anlagen und Rohstoffe im Wert von insgesamt rund 600 Millionen Euro von europäischen Zulieferern erworben. Wir sind sehr besorgt, dass jegliche Zölle zur Unterstützung der europäischen Zell- und Modulhersteller allen übrigen Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette schaden.“ Schließlich sind Solarmodule „das Ergebnis einer komplexen und engverzahnten globalen Wertschöpfungskette“, so Stokes. „Die meisten Solarsysteme bestehen aus Komponenten und Dienstleistungen, die von Herstellern aus der gesamten Welt stammen.“

Altmaier: „Fairer Wettbewerb auf dem Weltmarkt“

Der Bundesumweltminister hatte am vergangenen Donnerstag im ZDF, dass es einen fairen Wettbewerb auf dem Weltmarkt bei der Produktion von Solarpanelen geben müsse. „Um dies zu erreichen, wird auch geprüft, ob ein Antidumpingverfahren gegen China eingeleitet werden kann“, so Altmaier. „Es entscheidet nicht die deutsche Politik, ob ein solches Verfahren eingeleitet wird oder nicht“, erklärt der Bundesumweltminister bei einem Besuch in Magdeburg. „Dazu müssten 25 Prozent der europäischen Solarunternehmen bei der EU-Kommission einen entsprechenden Antrag stellen.“ Er will das Problem Ende August bei einem Besuch in Peking ansprechen

Mit seinem Statement unterstützt er aber die Bemühungen des Bonner Photovoltaikkonzerns Solar World, bei der Europäischen Kommission eine Untersuchung zum Preisdumping von chinesischen Modulhersteller und nach dem Vorbild der USA Strafzölle zu erwirken. Dort hatte sich Solar World zusammen mit anderen Solarfirmen bereits mit einer Klage gegen chinesische Billigimporte durchgesetzt. Seit Ende März dieses Jahres erhebt das US-Handelsministerium Strafzölle in unterschiedlicher Höhe, die von der tatsächlichen Unterstützung durch die Regierung in Peking abhängt. Wiederholt erklärte Frank Asbeck, Vorstandsvorsitzender von Solar World, dass die chinesischen Unternehmen zwar auch rote Zahlen schreiben, aber von ihrer Regierung unterstützt werden.

LDK in Schwierigkeiten

Das jüngste Beispiel ist LDK. Der Modulhersteller aus Xinyu in der Provinz Jangxi hat inzwischen einen Schuldenberg von 2,7 Milliarden Dollar angehäuft. Allein in den letzten beiden Quartalen schrieb LDK Verluste in Höhe von 752 Millionen Dollar. Jetzt hat die Stadt Xinyu Angst vor einer Pleite des Modulproduzenten, der mit 28.000 Beschäftigten immerhin einer der größten Arbeitgeber in der Provinz Jangxi ist, und unterstützt LDK mit einem Kredit in Höhe von 78,2 Millionen Dollar unter die Arme zu greifen. Ob diese Finanzspritze das Unternehmen retten wird, ist unter Anlaysten noch umstritten. Das Problem von LDK ist, dass sowohl die Stadt Xinyu als auch die Provinz Jangxi vergleichsweise arm sind und sich eine langfristige Unterstützung von LDK eigentlich nicht leisten können. Deshalb rechnen einige Analysten damit, dass schon Anfang 2013 eine Pleite möglich wäre. Das hat dann auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in Deutschland. Schlielich ist LDK beim Modulhersteller Sunways in Konstanz eingestiegen, der selbst auch einen Umsatzeinbruch um 50 Prozent verzeichnet. „Mit Blick in die Zukunft haben wir mit LDK Solar jedoch einen strategischen Investor gewonnen, der dem Unternehmen neue Wachstumsperspektiven bietet“, gibt sich zwar Michael Wilhelm, Vorstandsvorsitzender von Sunways, optimistisch. Doch ob sich das angesichts der Schwierigkeiten bewahrheitet, in denen LDK selbst ist, bleibt den Konstanzern nur zu wünschen (Sven Ullrich)