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Energiewende: Ohne die Zuwanderung von Fachkräften wird es eng

Der Ingenieurmangel in Deutschland hat sich weiter verschärft. Laut aktuellem Ingenieurmonitor des VDI sind aktuell 170.300 Stellen für Ingenieure und Ingenieurinnen unbesetzt. Damit stieg die Zahl um 30.300 oder 21,6 Prozent verglichen mit Ende 2021. „Öffentliche Bauprojekte kommen zum Erliegen oder können gar nicht erst gestartet werden, Digitalisierungsprojekte bleiben auf der Strecke. Kurzum: Die Lage ist prekär“, sagte Dieter Westerkamp, Bereichsleiter Technik und Gesellschaft beim VDI bei der Vorstellung der Zahlen. Die größten Engpässe bestehen demnach bei den Ingenieurberufen Energie- und Elektrotechnik, vor den Ingenieurberufen Bau/Vermessung/Gebäudetechnik und Architektur. An dritter Stelle folgen die Informatikerberufe.

Im Bereich Klimaschutz steigt der Bedarf nach Ingenieuren

Dieser Mangel könnte sich für die Energiewende als fatal erweisen: Im Bereich Klimaschutz rechnet der größte Teil der Unternehmen laut einer Erhebung des IW Köln mit einem wachsenden oder zumindest gleichbeliebenden Bedarf an Ingenieuren, Umweltwissenschaftlerinnen und anderen MINT-Absolventen. „Je weniger Ingenieur:innen wir haben, desto weniger gut wird uns die Energiewende gelingen“, so Axel Plünnecke vom IW.

Verschärft wird die Situation durch sinkende Studierendenzahlen im Ingenieurbereich. „Im Studienjahr 2016 betrug die Zahl der MINT-Studierenden im ersten Hochschulsemester bundesweit noch rund 143.400 und sank stark auf 125.600 im Studienjahr 2022 ab. In den kommenden Jahren ist folglich mit einem deutlichen Rückgang der Absolventenzahlen zu rechnen“, so Plünnecke.

Zuwanderung soll die Lösung bringen

Eine Lösung sieht der VDI in einer verstärkten Nutzung des inländischen Fachkräftepotenzials: Schüler:innen für Technik begeistern, gezielt Studierende für MINT-Fächer werben, mehr Frauen ansprechen und gezielte eine Weiterbildung seien keine neuen Vorschläge, aber „wir müssen da jetzt in Gang kommen“, so Westerkamp.

Das allein werde nicht reichen, sondern es brauche mehr Zuwanderung von Fachkräften und mehr Studierende aus dem Ausland, die nach dem Studium in Deutschland bleiben, betonte Westerkamp. Das geplnate Fachkräfteeinwanderungsgesetz nannte er einen „ersten wichtiger Schritt“. Deutschland müsse sich fit machen für den weltweiten Wettbewerb um die besten Köpfe. „Darüber hinaus müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, um die internationalen Fachkräfte, die wir mühsam gewonnen haben, auch länger in Deutschland zu halten. Wir müssen eine Willkommenskultur entwickeln“, so der Ingenieursvertreter.

Pilotprojekt zur Integration startet in Nordrhein-Westfalen

Was das bedeuten kann, will der VDI in einem Pilotprojekt in Nordrhein-Westfalen zeigen. Mit den VDI-Bezirksvereinen Aachen, Bochum und Ostwestfalen-Lippe sollen bereits in Deutschland lebende ausländischen Ingenieur:innen, aber auch Studierenden unterstützt werden. Ziel ist, am Ende einen Werkzeugkoffer geeigneter Maßnahmen zur erfolgreichen Integration ausländischer Fachkäfte zur Verfügung zu haben.

Konkret sind drei Instrumente geplant: Eine Qualifizierungsreihe, die Brücken in Zukunftstechnologien hinein bauen sollen, ein Mentoring- und Coaching-Programm, in dem VDI-Mitglieder ausländischen Fachkräften bei der Integration in Arbeitswelt und Gesellschaft zur Seite stehen sowie Networking-Veranstaltungen vor Ort um den Austausch zwischen ausländischen Ingenieur:innen aber auch mit deutschen Fachkräften zu befördern. (kw)

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