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Vor Windgipfel: IG Metall Küste fordert Arbeitsmarktstrategie für die Energiewende

Eine Fachkräftelücke von mehreren 10.000 Menschen in den kommenden zwei bis drei Jahren gefährdet die Ausbauziele in der Onshore- und Offshore-Windenergie. „Wenn sich nichts Grundlegendes ändert, schaffen wir höchstens die Hälfte“, sagte Thorsten Ludwig, Geschäftsführer der Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AGS Consult), bei der Vorstellung der aktuellen „Branchenanalyse Windenergie“. Weder im Oster- noch im Winterpaket sei das Thema Beschäftigung aufgegriffen worden, kritisierte Ludwig.

IG Metall wird in letzter Minute zum Windgipfel eingeladen

Die Ausdünnung der Wertschöpfungskette in Deutschland sei vor allem politisch verursacht worden, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, die die Erstellung des Branchenreports gemeinsam mit der Hans-Böckler-Stiftung unterstützt hat. „Durch die Stopp-und-Go-Politik der früheren Regierungen hat die Branche erheblich an Fertigungstiefe eingebüßt. Das muss jetzt gedreht werden“, so Friedrich.

Die Bundesregierung müsse eine Strategie für den Ausbau der Windenergie vorlegen, auf deren Grundlage Arbeit und Wertschöpfung in der Produktion und im Betrieb der Anlagen in Deutschland und Europa gesichert und ausgebaut werden kann, betonte Friedrich. Dies müsse ein zentrales Thema beim Windgipfel am Mittwoch sein, zu dem die IG Metall in letzter Minute eingeladen worden war.

Branchenprobleme: Tarifbindung, Ausbildungsquote, Arbeitsbedingungen

Doch auch die Branche sei gefordert: „Seit Jahren gibt es erhebliche Probleme bei der Besetzung von freien Stellen in der Branche. Das liegt auch an der schwachen Tarifbindung, die in der Branche unter 40 Prozent liegt. Auch die Ausbildungsquote ist mit gerade einmal 3,6 Prozent verglichen mit rund 6 Prozent im gesamten Maschinenbau viel zu niedrig“, kritisierte Friedrich. Auch seien die Arbeitsbedingungen oft unattraktiv, beispielsweise im Offhore-Service mit langen Abwesenheiten von Zuhause.

Tarifzahlung als Ausschreibungskriterium?

Die Autoren der Branchenstudie empfehlen deshalb eine langfristig angelegte Arbeitsmarktstrategie, die auf Ausbildung, Qualifizierung und Tarifbindung setzt und die in den nächsten Jahren massiv wachsende Branche attraktiver für Fachkräfte macht. Um den Kostendruck der Industrie zu mildern, könnte die Bezahlung nach Tarif als zusätzliches Kriterium bei Ausschreibungen von Windkraftanlagen berücksichtigt werden. Ein weiteres Kriterium könnte der Anteil regionaler Wertschöpfung sein – als Reaktion auf „localcontent“-Bestimmungen in vielen anderen Ländern.

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„Mehr Flächen und schnellere Genehmigungsverfahren sind nicht genug, um die Ausbauziele an Land und auf See zu erreichen. Dafür brauchen wir ausreichend Fachkräfte, die es jedoch nur geben wird, wenn sich die Arbeitsbedingungen in der Windindustrie verbessern“, betonte Friedrich. „Die Zauberwörter für die Zukunft der Windenergie in Deutschland sind: gute, tarifliche Arbeitsbedingungen, regionale Wertschöpfung und Fachkräftegewinnung.“ Regionale Wertschöpfung sei zudem zentral für die Akzeptanz.

Auch SPD-Energieexperte Bengt Bergt forderte in einer Reaktion auf die Studie besere Arbeitsbedingungen: „Ein Servicetechniker wird sich dreimal überlegen, ob er seinen anstrengenden Job auf den Windenergieanlagen ohne eine Regelung zur Altersteilzeit noch weitermacht - oder ob er sich eine andere Arbeit sucht“, sagt der Bundestagsabgeordnete aus Schleswig-Holstein. Die Offshore-Ausschreibungen seien ein gutes Beispiel, wie sich mit Kriterien wie einer Ausbildungsquote die heimische Wertschöpfung stärken lasse. (kw)

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