Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Photovoltaik-Speicher-Hybridsysteme

Inselanlage spart mehr Diesel als erwartet

62,1 Liter weniger Diesel als bisher wurden auf der kleinen niederländischen Karibikinsel Sint Eustatius für die Produktion einer Megawattstunde Strom zur Versorgung der gut 4.000 Bewohner im letzten Jahr verbraucht. Das ist das Ergebnis der Auswertung der Betriebsdaten der auf der Insel installierten Dieselgeneratoren und einer im März 2016 in Betrieb genommenen Solaranlage mit Speichersystem. Konkret haben die Inselbewohner 812.887 Liter weniger Diesel für ihre Stromversorgung benötigt.

Bis zum Beginn des vergangenen Jahres wurde die Insel komplett mit den Dieselgeneratoren mit einer Gesamtleistung von fünf Megawatt versorgt. Um den Dieselverbrauch zu reduzieren, hat der Versorger Stuco zusammen mit dem hessischen Wechselrichterhersteller SMA und dem Projektierer Eco Energy aus Curacao ein zusätzliches Solar-Speicher-System aufgebaut, das die Stromversorgung teilweise abdecken sollte. Der Solarpark leistet 1,89 Megawatt und das Speichersystem hat eine Kapazität von 572 Kilowattstunden. Sie speist den gespeicherten Strom mit einer Leistung von einem Megawatt ins Inselnetz ein.

Über 3.000 Megawattstunden Solarstrom

Die Solaranlage hat zwischen März 2016 und März 2017 insgesamt 3.126 Megawattstunden Strom produziert. Aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse in diesen ersten zwölf Betriebsmonaten lag die Solarstromerzeugung 2,3 Prozent unter den Erwartungen. Dennoch konnte eine um 1,2 Prozent höhere Dieseleinsparung erreicht werden, als vorher prognostiziert. Das lag vor allem am vergleichsweise geringeren Stromverbrauch durch die Insulaner. Dadurch musste aber der Dieselgenerator nur noch gut 10.000 Megawattstunden Strom liefern, 4,4 Prozent weniger als vorher geplant. „Es gibt hier einen direkten Zusammenhang zwischen relativ schlechtem Wetterbedingungen und einen geringeren Strombedarf, zum Beispiel durch die geringere Nutzung von Klimaanlagen“, betonen die Analysten von Thenergy. Das Münchner Beratungsunternehmen, das sich auf solche Hybridsysteme spezialisiert hat, hat die Auswertung der Betriebsdaten des Inselsystems auf Sint Eustatius übernommen.

Inselanlage Karibik Sint Eustatius Overview | So sieht das Inselsystem auf Sint Eustatius aus. - © SMA Sunbelt
Inselanlage Karibik Sint Eustatius Overview | So sieht das Inselsystem auf Sint Eustatius aus.

Batterie hält besser als erwartet

Der größte Teil des Solarstroms wurde direkt in das Netz eingespeist. Nur 148 Megawattstunden wurden im Batteriespeicher zwischengelagert, um sie nach Sonnenuntergang und bei schlechtem Wetter zur Verfügung zu stellen. Schließlich sind die Verhältnisse durch schnell wechselnde Bewölkung geprägt, was eine Herausforderung für solche Hybridsysteme ist. Denn wenn die Insel hauptsächlich mit Solarstrom versorgt wird, sollte der Diesel möglichst ausgeschaltet sein und es auch bleiben, wenn eine Wolkenfront über das Modulfeld hinwegzieht. Genau in solchen Zeiten springt der Speicher ein und übernimmt die Stromversorgung, bis die Wolken wieder weitergezogen sind.

Im ersten Betriebsjahr wurde der Batteriespeicher hinsichtlich seiner Kapazität maximal ausgenutzt. Die Planer haben durch die Nutzung der Batterie eine Degradation des Speichers von 4,4 Prozent erwartet. Tatsächlich ließ die nutzbare Kapazität aber nur um 1,3 Prozent nach. Dadurch erwarten die Analysten für die kommenden Jahre ein besseres Betriebsergebnis als sie vor der Installation errechnet haben.

System wird ausgebaut

Diese guten Ergebnisse trotz des schlechten Wetters haben den Versorger überzeugt. Er will in Zukunft noch viel mehr Diesel einsparen und die Solarstromleistung auf 2,25 Megawatt ausbauen. Außerdem soll die Speicherkapazität auf 5,2 Megawattstunden und die Speicherleistung auf 4,4 Megawatt steigen. Dadurch können man die Dieselgeneratoren an sonnigen Tagen komplett ausschalten und sich ganz auf die Erneuerbaren verlassen, erklärt Fred Cuvalay, Vorstandsvorsitzender von Stuco. „Große Photovoltaik-Batterie Diesel Hybrid-Anlagen sind noch relativ neu“, ergänzt Thomas Hillig, Geschäftsführer von Thenergy. „Gerade auf Inseln ist die Zuverlässigkeit des Partners einer der Haupterfolgsfaktoren. Schlechte Planung und technische Probleme können immense Folgeschäden hervorrufen. Dieses Projekt wird auch ein Signal an andere Inseln sein, da es zeigt, was mit der Integration von erneuerbaren Energien möglich ist“, sagt er mit Blick auf die Ankündigung von Stuco, die Versorgung der Inselbewohner mit Solarstrom auszubauen.(Sven Ullrich)