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Kohlekraft

So geht der Ausstieg bis 2035

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Der Abbau der Erzeugungskapazitäten der deutschen Braun- und Steinkohlekraftwerke müsste nach den von WWF mit den Berechnungen beauftragten Gutachterdiensten Öko-Institut und Prognos schon ab 2019 beginnen. Ab dann müssten die Kohlebrenner vom Netz gehen, sobald sie 30 Jahre alt geworden sind. Bis Ende 2035 müssten dann alle Kohleverstromungs-Anlagen in Deutschland abgeschaltet sein – die letzten allerdings auch, wenn sie noch nicht die erlaubte Höchstbetriebszeit erreicht haben werden. Zuletzt in Betrieb gegangene neueste Kohlekraftwerke werden dann auch nach Laufzeiten von nur unter 30 bis sogar nur 20 Jahren ihren Betrieb einstellen müssen.

WWF-Kohleausstiegsplan | WWF-Kohleausstiegsplan - © Grafik: WWF
WWF-Kohleausstiegsplan | WWF-Kohleausstiegsplan

Damit die errechneten Budgets beim CO2-Ausstoß für die deutsche Stromerzeugung nicht trotzdem noch überschritten werden, müssten zudem die Kraftwerke ab dem 20. Betriebsjahr in den letzten zehn Jahren mit einem intelligenten Fahrplan oder vielleicht neuer Technik emissionsmindernd gefahren werden. Laut den Berechnungen der Studienautoren dürften dann die Kraftwerke im Alter von 20 bis 30 Jahren im Durchschnitt nicht mehr als 3,35 Tonnen CO2 pro Kilowatt Erzeugungskapazität an die Luft abgeben.

Stilllegungsphasen mit unterschiedlichem Tempo bis 2035

Die Stilllegungen der Kohlekraft in Deutschland würde dabei in mehreren Phasen mit unterschiedlichem Ausstiegstempo erfolgen. So müssten die Kraftwerksbetreiber von 2019 bis 2021 fast die Hälfte ihrer Erzeugungskapazität sowohl bei Stein-, als auch bei Braunkohle vom Netz nehmen. Statt ungefähr 20 beziehungsweise 18 Gigawatt (GW) betrüge die Stein- und Braunkohleanlagen in Deutschland dann nur noch 10 beziehungsweise 9 GW. Die Steinkohleerzeugung verlöre dann bis 2025 weitere 2 GW auf eine Kapazität von noch 8 GW, ehe sie bis 2035 diese Erzeugungsintensität beibehielte. Die Braunkohleerzeugung hingegen müssten die Energiekonzerne ab 2026 bis 2035 kontinuierlich von einer Kapazität von 9 GW auf Null abbremsen.

Dem Ergebnis liegt eine ausführliche Berechnung zu Grunde, das auf transparenten Grundsätzen beruht. So zielen die von WWF in Auftrag gegebenen Berechnungen darauf, dass Deutschland damit seinen fairen Beitrag zu den Klimavereinbarungen der internationalen Gemeinschaft in Paris und Marrakesch in den beiden vergangenen Jahren leisten kann. Demnach soll die Erwärmung des Erdklimas deutlich geringer als 2 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter ausfallen – oder sogar auf höchstens 1,5 Grad Celsius beschränkt bleiben.

Kohlekraft trägt sehr großen Anteil an Treibhausgas-Ausstoß

Dass die Politik insbesondere die Kohlekraftwerke so entschieden zum Abbau der Klimagas-Emissionen heranziehen soll, begründen die Autoren mit deren herausragender Rolle bei der Klimaerwärmung: Während der Stromsektor in Deutschland für 37 Prozent aller Treibhausgasemissionen einschließlich der Berücksichtigung des in Deutschland vertankten Flugzeugsprits und anderer Treibhausgase als CO2 verantwortlich ist, sind die Kohlekraftwerke für 80 Prozent dieser Emissionen der Stromerzeuger verantwortlich. Von heute noch jährlich 350 Millionen Tonnen im Stromsektor ausgestoßener CO2 müsste die Verschmutzung deshalb in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre auf im Schnitt 170 Millionen Tonnen jährlich zurückgehen.

Damit das deutsche Stromsystem auch bei einem so entschiedenen Fahrplan für den Ausstieg aus der Kohlekraft weiter funktioniert, müssen allerdings die erneuerbaren Energien die Herausnahme der Kohle aus der Stromerzeugung ausgleichen können. WWF sieht dies nur dann als möglich an, wenn die Bundesregierung die mit der EEG-Reform 2017 beabsichtigte Verlangsamung des Erneuerbaren-Wachstums zurücknimmt. "Die Beschleunigung des Ausbaus der Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien" müsse "auf das mit dem EEG 2014 und dem Netzentwicklungsplan 2030 ursprünglich angestrebte Niveau" zurückkehren.

(Tilman Weber)