Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Wärmepumpenprojekte in Mehrfamilienhäusern und Quartieren

Vermieter und Stadtwerke: Mit Wärmepumpen Energiewende vorantreiben

Bisher geht der Umstieg der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien nur schleppend voran. Laut Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) sind bisher nur 17 Prozent der Heizungen in deutschen Kellern auf den neusten technischen Stand und nutzen zumindest teilweise erneuerbare Energien. Der Gaskessel ist immer noch beliebt, immer häufiger werden aber Blockheizkraftwerke in den Kellern installiert – gerade in Kellern von Mehrfamilienhäusern. Die Wärmepumpe lohnt sich zwar dort auch, doch wird sie zumeist mit billigem Wärmepumpenstrom betrieben, der nicht immer erneuerbar ist.

Mieterstrom steigert Rentabilität von Wärmepumpen

Um dies zu ändern und auch die Wärmewende in den größeren Städten voran zu bringen, haben sich die Experten des Münchner Energieversorgers Polarstern Gedanken gemacht, wie sie Mieterstrom und Wärmepumpe wirtschaftlich zusammenbekommen. Das Ergebnis: „Die Rentabilität eines Blockheizkraftwerks oder einer Wärmepumpe kann in vielen Mehrfamiliengebäuden durch Mieterstrom gesteigert werden, sowohl im Neubau als auch im Bestand“, sagt Florian Henle, Geschäftsführer von Polarstern. Gerade in Regionen mit hohen Netzentgelten kann sich der Betrieb einer Wärmpumpe in einem Mehrfamilienhaus mit Solarstrom vom eigenen Dach durchaus lohnen. Denn dann ist der Unterschied zwischen einem besonders preiswerten Wärmepumpentarif vom Versorger und den Stromgestehungskosten inklusive aller zusätzlich anfallenden Abgaben nicht mehr so groß. Auf diese Weise wird die Kombination wirtschaftlich.

Mit 40 Prozent EEG-Umlage gerechnet

Voraussetzung ist allerdings, dass die Bundesregierung alsbald eine Verordnung auf den Weg bringt und die Mieter von der EEG-Umlage auf den in ihrem Gebäude selbst verbrauchten Strom entlastet. Polarstern geht davon aus, dass bald eine entsprechende Verordnung kommen wird und die EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch der Mieter im Gebäude auf 40 Prozent reduziert wird. Zusammen mit den Förderungen von der KfW-Bank wird es dann für die Hauseigentümer sehr attraktiv, auf effiziente Heiz- und Wärmetechnik umzusteigen und die Gebäude letztlich komplett mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Davon ist Florian Henle überzeugt.

Vor allem in Neubauten seien Wärmepumpen eine sehr beliebte Heiztechnik, wissen die Experten von Polarstern. Immerhin würden ein Drittel der im vergangenen Jahr neu gebauten Wohnungen mit einer Wärmepumpe beheizt. „In neuen Mehrfamiliengebäuden sind Wärmepumpen in Kombination mit Mieterstrom wirtschaftlich in mehrfacher Hinsicht sinnvoll“, erklärt Florian Henle. „Sie erleichtern die Finanzierung über den Zugang zu hohen KfW-Förderungen wie beispielsweise KfW40 Plus und steigern die Energiekostenersparnisse für Mieter sowie die Renditen der Immobilienbesitzer.“

Neues Geschäftsfeld für Stadtwerke

Der Vertrieb von mit Photovoltaikstrom betriebenen Wärmpumpen bietet auch für Stadtwerke ein zusätzliches Geschäftsfeld – sowohl für Eigentümer von Einfamilienhäusern als auch für Mieter in Mehrfamilienhäusern. Oft fehlt den Stadtwerken allerdings die Struktur für den Vertrieb und die Installation dieser Wärmepumpen. Deshalb hat der Vorstand der Energiegenossenschaft Wechselstrom eine Möglichkeit entwickelt, wie die Stadtwerke das Geschäftsfeld Wärmpumpe mit Photovoltaik besetzen können. Die Genossenschaft bietet Stadtwerken an, dass sie die Installation der Solaranlagen und der Wärmpumpen übernimmt. Die Systeme werden dann an die Stadtwerke verkauft, so dass die Energiegenossen von Wechselstrom wieder Geld für neue Projekte in der Kasse haben. Sie mieten die an die Stadtwerke verkauften Systeme zur Produktion erneuerbarer Energien wieder an und handeln für ihre Genossen attraktive Stromlieferverträge mit den Stadtwerken aus. Der Mietpreis beträgt dabei fünf Prozent des Kaufpreises der Anlagen.

Damit haben die Stadtwerke die Möglichkeit, gezielt in die bisher schon entwickelten Photovoltaik-Wärmepumpen-Projekte von Wechselstrom vor Ort zu investieren und so ihren Anteil dezentraler erneuerbarer Energien im eigenen Portfolio zu steigern. „Wir verfügen heute bereits über eine gesicherte Projektpipeline in Neubausiedlungen in Dortmund, Hamburg, Dinslaken und Essen“, erklärt Peter Schmidt, Vorstand der Wechselstrom Energiegenossenschaft. „Über Kooperationen mit Fertighausherstellern und Bauträgern werden wir bundesweit weitere Projekte realisieren.“

Planung und Umsetzung von Quartierslösungen

Gleichzeitig können die Stadtwerke auf diese Weise attraktive Renditen auf das eingesetzte Kapital und planbare Erträge durch die langfristigen Stromlieferverträge mit den Energiegenossen erwirtschaften. Es ist auch eine gute Variante, Kunden langfristig binden, die Wert auf erneuerbare Energien legen. Das Konzept sieht außerdem vor, dass die Stadtwerke die Wartung und Betreuung der Anlagen übernehmen, was für sie einfacher ist als für die Energiegenossenschaft, da die Stadtwerke als Ansprechpartner ohnehin vor Ort sind. So generieren die Stadtwerke auch noch über diese Dienstleistung im Auftrag der Energiegenossenschaft Erträge, die für die im Zuge der Energiewende immer wichtiger werden. „Das vorgestellte Sale amp; Lease Back-Modell ist dabei nur eine Möglichkeit der Zusammenarbeit“, betont Peter Schmidt. „Wechselstrom kann Stadtwerke darüber hinaus zum Beispiel auch im Rahmen von Quartierslösungen bei der Planung und Umsetzung lokaler Versorgungskonzepten mit erneuerbarer Energie unterstützen. Langfristig ist auch eine Beteiligung der Energiegenossenschaft an Stadtwerken, die gezielt den Ausbau erneuerbarer Energien fördern wollen, sicher nicht ausgeschlossen."

Für die Energiegenossenschaft hat dieses Modell den Vorteil, dass über die Investition von Stadtwerken schneller Geld vorhanden ist, um Projekte zu entwickeln und umzusetzen, als wenn sie dies über Genossenschaftsmittel oder gar eine Bankenfinanzierung stemmen müssten. Wechselstrom hat dabei vor allem größere Quartiere mit mindestens 20 Gebäuden im Auge. Wenn es zu kleinteilig wird, gerät die Wirtschaftlichkeit des gesamten Modells ins Wanken, weil dann der Vertrieb zu aufwändig wird. (Sven Ullrich)