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Schlechte Jahresbilanz beim Klimaschutz zeigt enormen Handlungsbedarf bei erneuerbaren Energien

Die von Agora Energiewende vorgelegten Zahlen für Klimaschutz und Energiewende in Deutschland im zurückliegenden Jahr 2021 bestätigen, dass die Ziele für CO2-Einsparung und Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Energien weit hinter dem Notwendigen zurückblieben.

Die Ergebnisse im Überblick: Die Treibhausgasemissionen stiegen 2021 auf insgesamt 772 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, damit entfernt sich Deutschland vom Pfad zum 2030-Klimaziel. Durch den Anstieg um 33 Mio. t CO2-Äq. müssen nun ab 2022 jährlich 37 Mio. t CO2-Äq. eingespart werden. Der Emissionsanstieg geht vor allem auf einen wieder erhöhten Energieverbrauch im Zuge der wirtschaftlichen Teilerholung, einen kalten Winter mit steigendem Heizbedarf und einen höheren Anteil von klimaschädlichem Kohlestrom zurück. Bei weiterer wirtschaftlicher Erholung ist ein Anstieg der Emissionen auch 2022 wahrscheinlich.

Der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch sank auf 42,3 Prozent und fällt damit zurück auf das Niveau von 2019. 2021 werden erstmals seit 12 Jahren keine Windanlagen auf See zugebaut. Der Rekordwert von 45,6 Prozent im Jahr 2020 bleibt ein Strohfeuer, ausgelöst durch Sondereffekte: einen besonders niedrigen Stromverbrauch und ein ausgesprochen gutes Windjahr. Damit die Erneuerbaren bis 2030 80 Prozent des Stromverbrauchs decken können, braucht Deutschland sofort eine Ausbauoffensive der Photovoltaik und 2 Prozent der Landesfläche für Windenergie.

Massive Preisanstiege bei fossilen Energien erschütterten 2021 die Energiemärkte. Der Erdgaspreis verelffacht sich und beschert der klimaschädlichen Steinkohle ein Comeback – trotz eines Rekordpreises von 89 Euro je Tonne CO2 im europäischen Emissionshandel. Ab 2022 betreffen die Preisanstiege zunehmend Endkund:innen und machen soziale Ausgleichsmaßnahmen für einkommensschwache Haushalte erforderlich. Nur der konsequente Ausbau Erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz können nachhaltig vor derartigen Energiepreiskrisen schützen.

2021 legten der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, die steigenden Emissionen und hohe fossile Energiepreise den akuten Handlungsbedarf in der Energie- und Klimapolitik offen. Auf die verfassungsrechtlich gestützte Nachschärfung der Klimaziele muss nun die schnelle Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen folgen. Das für 2022 angekündigte Sofortprogramm der Bundesregierung entscheidet darüber, ob Deutschland seine 2030-Ziele einhalten kann. Zugleich muss sich die Bundesrepublik für ein ambitioniertes europäisches Fit-for-55-Paket einsetzen. „

Die Bilanz des letzten Jahres mit steigenden Treibhausgasemissionen, einem Rollback zu Kohle und einem Rückgang der Ökostromerzeugung ist ernüchternd und zeigt die ungeschminkte Wahrheit einer verfehlten Klima- und Energiepolitik“, so Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE).

Agora Energiewende weist darauf hin, dass Deutschland 2022 den Atomausstieg vollendet, der Kohleausstieg 2030 ist in Sicht und erneuerbare Energien sind so wettbewerbsfähig wie nie zuvor. „In diesem Umfeld muss die neue Bundesregierung das im Koalitionsvertrag angekündigte Klimaschutz-Sofortprogramm umsetzen. Dabei sind Tempo und Ambition gefragt, um Kurs auf die 2030-Klimaziele und Klimaneutralität 2045 zu nehmen. Alle Elemente des Pakets müssen spätestens im Juni vom Kabinett beschlossen werden, um sie zum Jahresende abzuschließen. Zentral ist dabei, ausreichende Flächen und Infrastruktur für die Energiewende zu sichern, einen klaren Investitionsrahmen für die Industrie zu schaffen und die soziale Wärmewende zur Priorität zu machen. Auch die Energiepreise werden weiterhin die Klimaschutz-Debatte. Die Entwicklung des Erdgaspreises ist entscheidend, da dieser für Strompreise, Heizkosten und die Industrie maßgeblich ist. Ausschlaggebend sind zudem der Witterungsverlauf, die Verfügbarkeit von Gas-Import-Kapazitäten sowie die geopolitische Lage“, heißt es bei Agora.

Mit der Studie für ein Klimaneutrales Stromsystem hat der BEE kürzlich aufgezeigt, wie den Herausforderungen eines Stromsystems auf Basis heimischer und bürgernah organisierter Erneuerbarer Energien Rechnung getragen und dabei gleichzeitig wirtschaftliche Entwicklung, Energiesicherheit, Einhaltung der Klimaziele und dauerhaft bezahlbare Preise gewährleistet werden könne. Hierfür müsse die Bundesregierung zusammen mit Ländern und Kommunen schnell Strategien und konkrete Maßnahmen entwickeln und eine Kommunikations- und Mitmachoffensive für die Akzeptanz der Energiewende starten.(nw)

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