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„Wertschöpfungskette der Wasserstoffherstellung im eigenen Land aufbauen“

Sie gehören zu den ersten Produzenten von grünem Wasserstoff regional und im großen Stil. Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass innerhalb Deutschlands mittelfristig genügend grüner Wasserstoff produziert werden kann?

Ove Petersen: Sehr groß, und zwar mit dezentralen grünen Wasserstoffprojekten wie eFarm, die schlau in die Energieinfrastruktur integriert sind. Diese Projekte werden in Zukunft deutlich größer werden, sodass wir auch mittelfristig die Industrie wettbewerbsfähig versorgen können.

Brauchen wir Importe aus Nordafrika? 

Nein, brauchen wir nicht. Wir können in Deutschland bzw. Europa genügend erneuerbare Energien erzeugen und darum sollten wir auch die Wertschöpfungskette der Wasserstoffherstellung bzw. Sektorkopplung im eigenen Land aufbauen. Mit Elektrolyseuren im Energiesystem schaffen wir zudem die nötige Flexibilität im Stromnetz, die die Erneuerbaren-Erzeugungsanlagen benötigen. Gleichzeitig können wir so Energie zeit- und leistungsunabhängig zwischenspeichern und mit der Abwärme aus diesem Prozess die Wärmewende unterstützen.

Oder ist das nur ein Ergebnis von ausgebremster Regenerativproduktion? Nach dem Motto: Dann müssen wir hier nicht alles vollstellen mit Wind und Solar…

Ja, ist es. Dabei müssten wir für den Gesamtenergiebedarf in Deutschland in Höhe von 2.500 TWh gar nicht so viel Fläche mit Wind und Solar bebauen. Für eine Vollversorgung aus Solarstrom würden sieben Prozent der Fläche in Deutschland ausreichen. Das ist nur ungefähr die Hälfte der hierzulande besiedelten Fläche. Rechnen wir auch noch die Windkraft hinzu, sinkt die benötigte Fläche gar auf 2,5 Prozent.

Deutschland kann sich aus Erneuerbaren komplett selbst versorgen – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Die Technik ist da, die Energie ist da. Wir müssen sie nur effizient nutzen, Solar- und Windkraftanlagen schnell ausbauen und flexible Speicher wie Wasserstoff-Elektrolyse ausbauen. Dann haben wir 100 Prozent Versorgungssicherheit bei null Emissionen.

Welchen Vorteil hat eine Produktion vor Ort für die deutsche Wirtschaft/hiesige Wertschöpfung?

Mehrere. Erstens ist Wasserstoff der Speicher der Energiewende. Immer dann, wenn viel Wind- und Solarstrom verfügbar ist, können Elektrolyseure grünen Wasserstoff produzieren. Dieser steht dann jederzeit für Industrie, Mobilität, Strom und Wärme zur Verfügung. Auch nachts oder wenn kein Wind weht. So sind wir unabhängig von Energieimporten. Zweitens müssen bei dezentraler Erzeugung auch dezentrale Speicher gebaut werden. Ein dezentrales Versorgungssystem, in dem Erzeugung und Verbrauch räumlich nah beieinander liegen, nutzt verfügbare Energie viel effizienter. So kann beispielsweise Abwärme, die bei der Elektrolyse entsteht, in Nahwärmenetze eingespeist werden, auch das machen wir bei unserem Projekt eFarm vor. Drittens wird so auch das Netz entlastet, denn die Wasserstoffproduktion kann die Spitzen aus dem Netz nehmen. Wir kriegen die Netzengpässe in den Griff. Stromnetze sind dann nicht mehr die großen Überträger, sondern die Vernetzer dezentraler, effizienter Einheiten. Viertens werden bei der so genannten Energiewende von unten Arbeitsplätze in der Region und Transparenz darüber geschaffen, woher die Energie kommt, die jede und jeder von uns verbraucht. Und wenn Bürgerinnen und Bürger sich auch finanziell beteiligen, schafft die echte Energiewende Teilhabe, Mitbestimmung und Sicherheit – finanziell und in der Energieversorgung. So wird ein dezentrales System entstehen, in dem wir transparent, hocheffizient und mit geringen Kosten Strom und Wasserstoff aus erneuerbaren Energien herstellen.

Lesen Sie auch das Interview mit dem Innovationsbeauftragten Grüner Wasserstoff im Bundesforschungsministerium, Stefan Kaufmann.  

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GP-Joule-Chef Ove Petersen sieht keinen Bedarf an einem Import von Grünem Wasserstoff aus Nordafrika.

GP Joule

GP-Joule-Chef Ove Petersen sieht keinen Bedarf an einem Import von Grünem Wasserstoff aus Nordafrika.