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Strom 100 Prozent CO2-neutral schon 2035

„Wir müssen akzeptieren, dass wir deutlich vor 2045 im Strom klimaneutral werden müssen. Konkret wird das 2035 sein sein“, erklärte Ulrich Janischka von Transnet BW während seines Vortrags zum Netzentwicklungsplan Strom auf der Tagung Zukünftige Stromnetze. Im Netzentwicklungsplan (NEP) 2023 führe das zu einer Verdopplung der vorgesehenen Regenerativleistung gegenüber dem NEP 2021. 

Hintergrund: Die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) haben am 10. Januar 2022 den Szenariorahmenentwurf zum Netzentwicklungsplan 2037/2045 (2023) an die Bundesnetzagentur (BNetzA) übergeben. Diese hat den ihn inzwischen zur öffentlichen Konsultation gestellt. Auf Grundlage des Entwurfs der ÜNB, der Konsultation und der eigenen Einschätzung wird die BNetzA einen Szenariorahmen genehmigen, der für die Markt- und Netzberechnungen der ÜNB im nächsten Netzentwicklungsplan verbindlich ist. 

Dieser Entwurf enthält drei Szenarien für das Jahr 2037 und gibt erstmals einen Ausblick auf ein „Klimaneutralitätsnetz 2045“, ein Stromübertragungsnetz in einem klimaneutralen Deutschland. Der Ausstieg aus Kohle und Kernkraft wird ebenso berücksichtigt wie die nationale Wasserstoffstrategie, Eckdaten aus dem Koalitionsvertrag und ein stärker zusammenwachsender europäischer Strombinnenmarkt. Bei vielen Eingangsdaten haben sich die ÜNB an der Agora-Studie „Klimaneutrales Deutschland 2045“ orientiert und an der Studie „Langfristszenarien für die Transformation des Energiesystems in Deutschland 3“ von Fraunhofer ISI, Consentec, TU Berlin und ifeu. Die einzelnen Szenarien des neuen Entwurfs bilden einen unterschiedlich hohen Grad der Wasserstoffnutzung und der Elektrifizierung ab.

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Die Ausbaurate der EE-Kapazitäten gegenüber dem Referenzjahr 2020 wird etwa verfünffacht werden müssen, um dieses Ziel bis 2045 zu erreichen. Angenommen werden für das Jahr 2045 je nach Szenario rund 520 bzw. 620 GW installierte Leistung aus erneuerbaren Energien, davon knapp zwei Drittel aus Photovoltaik. Zudem prognostizieren die ÜNB für eine klimaneutrale Zukunft Deutschlands eine Verdopplung des Brutto-Stromverbrauchs auf rund 1.000 TWh im Jahr 2045.

Ulrich Janischka erinnerte in seinem Vortrag auch an die Anfänge: Der erste Netzentwicklungsplan für 2030, der vor zehn Jahren rausgekommen sei, habe vor allem Kopfschütteln ausgelöst. Dort hatte man damals schon das Kohle-Ende im Blick gehabt. „Heute sehen wir, das war nicht unrealistisch“, so Janischka. Seit 2015 sei dann neben dem Atomausstieg die CO2-Freiheit in die Planungen einbezogen worden. In den vergangenen drei Entwurfsplänen sei dann stark auf das Thema Sektorkopplung eingegangen worden.

Unterm Strich, so räumte der Transnet-BW-Mann ein, seien die Verfahren scheinbar immer komplizierter geworden, statt schneller. Dabei wird Schnelligkeit die größte Herausforderung bei dem Thema werden. „Man braucht Mut“, sagte er in Richtung Netzplaner. „Wir dürfen uns nicht ewig im Kreis drehen.“ In Richtung Politik erklärte er: „Die Entscheider müssen dafür sorgen, dass Anreize zum Bau von Kraftwerken geschaffen werden.“ Weitere wichtige Themen: Flexibilitäten müssen geschaffen werden. Zudem sein beim Blick auf europäische Märkte eine Preisdiskussion eher hinderlich.