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Offshore-Studie: Gerissene Lieferketten wieder aufbauen

Die Offshore-Windbranche sieht sich vor einer große Herausforderung: Die Ziele der Bundesregierung 30 GW installierte Offshorewind-Kapazität bis 2030 und mindestens 70 GW bis 2045 zu erreichen, bedeute nach Jahren des Stillstands „aus der reduzierten Fahrweise auf Vollgas“ zu schalten, sagte Andreas Liessem, Geschäftsführer Steelwind Nordenham bei der Vorstellung einer neuen Studie zum Thema Wertschöpfung der Offshore-Windenergie in Deutschland.

Umsatzrückgänge und Arbeitsplatzverluste seit 2018

Diese „reduzierte Fahrweise“ lässt sich an den Studienergebnissen ablesen: Die Wertschöpfung musste in den vergangenen Jahren deutliche Einbußen hinnehmen. So ging der Umsatz der Branche innerhalb Deutschlands seit Ende 2018 von 9,8 auf 7,4 Milliarden Euro zurück, zeitgleich nahm die Beschäftigung um rund 3.000 auf 21.400 Vollzeitäquivalente ab. Gleichzeitig hat der Stillstand – im vergangenen Jahr wurde kein Offshore-Anlage neu errichtet – Lücken in die Wertschöpfungskette gerissen, die jetzt geschlossen werden müssen.

„Der Ausbau auf mindestens 70 Gigawatt Offshore-Wind bis 2045 kann nur gelingen, wenn jetzt in Sachen Beschäftigung und maritime Industrie die richtigen Weichen gestellt werden. Es geht um Investitionen, die den ambitionierten Zielen gerecht werden“, sagte WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler. Im Idealfall könnten zehntausende Arbeitsplätze über ganz Deutschland verteilt geschaffen werden. „Wir brauchen eine Gesamtanstrengung der Wind- und maritimen Industrie mit einer Qualifizierungs- und Ausbildungsoffensive“, so Winkler.

Investitionen brauchen Verlässlichkeit

Das betonten auch Vertreter der Zulieferindustrie, die vor allem Verlässlichkeit für die anstehenden Investitionen forderten. „Es sind viele technische Innovationen notwendig, um mit den schnell wachsenden Turbinen mitzuhalten“, sagt Martin Schulz, CEO des technischen Dienstleisters Buss Energy. Das bedeute hohe und langfristige Investitionen. Steelwind-Geschäftsführer Liessem kündigte an, sein Unternehmen werde gemeinsam mit dem Mutterkonzern, der Dillinger Gruppe, 56 Millionen Euro in Nordenham investieren, um sich auf die jetzt ankündigende Erholung des Marktes vorzubereiten. „Dieselbe Summe wird aber angesichts der technischen Entwicklung nötig sein, um weiter mitzuhalten“, so Liessem. Dafür brauche man Planungssicherheit, auch um qualifizierte Arbeitskräfte zu bekommen.

Zulieferkette gerissen

Laut der Studie sind derzeit 862 Marktteilnehmer im Bereich der Windenergie tätig, darunter 23,8 Prozent ausschließlich im Bereich Offshore-Windenergie. Während die Zahl der Marktteilnehmer angestiegen ist, hat die Spezialisierung der beteiligten Unternehmen seit 2019 um 10 Prozentpunkte abgenommen. Aktuell ist die Zulieferkette nicht mehr vollständig, hierfür fehlen die Bereiche Turm- und Plattformbau sowie Unternehmen im Bereich Installationslogistik und Spezialschiffbau. Entsprechende Engpässe in der gesamten Lieferkette müssen umgehend behoben werden, etwa in den Bereichen Sensorik und Halbleiter sowie im Bereich Installationslogistik.

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Für die Umsetzung der Pläne der Bundesregierung steige der Fachkräftebedarf stark an, prognostiziert die Studie. Die Attraktivität der Arbeitsplätze, vor allem deren langfristige Sicherheit, sollte daher gestärkt werden. „Wenn die Stromerzeugung und Wasserstoffproduktion auf See sichere Beschäftigung bietet, gewinnt sie auch weiter an Akzeptanz, die durch eine für die Bevölkerung nachvollziehbare Energiewende-Roadmap noch verstärkt wird“, ist sich Heike Winkler sicher. „Um vor allem den zahlreichen kleineren und mittleren Unternehmen eine Grundlage für Investitionsentscheidungen zu bieten, benötigen wir ein schnelles Inkrafttreten des neuen Windenergie auf See-Gesetzes“, ergänzt Winkler. „Qualitative Ausschreibungskriterien im Windenergie auf See Gesetz können eine wertvolle Unterstützung für den Wiederaufbau der Zulieferindustrie sein“, so die WAB-Geschäftsführerin.

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