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Absatzzahlen der Modulproduzenten – ein Kommentar

Trina wird größter Modulhersteller

Kaum sind die Drachen des chinesischen Neujahrsfestes wieder verstaut, holen die Modulhersteller ihre Absatzzahlen des vergangenen Jahres aus der Schublade. Bei den Analysten geht dann die Frage um, wer denn die meisten Module produziert und abgesetzt hat. Im Jahr 2013 war es Yingli Green. Doch jetzt muss das Unternehmen aus Baoding den Thron räumen. Zwar verkaufte der bisherige Branchenprimus Module mit einer Gesamtleistung von gut 3,3 Gigawatt. Doch der Mitbewerber Trina Solar hat sich die Krone mit 3,5 Gigawatt verkaufter Modulleistung erobert. Auch auf dem dritten Platz liegt ein chinesischer Hersteller. Mit 3,2 Gigawatt abgesetzter Modulleistung konnte sich Jinko Solar vom fünften Platz vorarbeiten.

Umsicht beim Ausbau

Damit wird klar, die Ausweitung der Produktionskapazitäten der chinesischen Premiumhersteller im vergangenen Jahr zeigt Wirkung. Die Unternehmen gehen jetzt umsichtiger mit dem Ausbau der Herstellung um. Schließlich haben sie die Probleme vor Augen, mit denen Suntech und LDK zu kämpfen hatten. Die Zeiten, in denen sie den unkontrollierten Ausbau ihrer Fertigungskapazitäten auf Pump finanzieren, sind vorbei. Inzwischen steht der gesteigerten Produktionsleistung auch ein höherer Absatz gegenüber. Das Ergebnis ist: In den Modullagern der Premiumhersteller in China gähnt derzeit die Leere. Die im zweiten Halbjahr aufgebauten Fertigungslinien müssen diese erst einmal wieder füllen.

Doch angesichts der steigenden Absatzes wird das nicht mehr so einfach gelingen. Derzeit fahren die Hersteller ihre Produktion auf Absatzkante. Für die Kunden ist das schlecht. Denn sie müssen jetzt mit nur moderat sinkenden Modulkosten zurecht kommen. Die drastisch sinkenden Modulpreise gehören der Vergangenheit an. Inzwischen haben sie ein gesundes Niveau erreicht, mit dem beide Seiten leben können.

Peking verschiebt die Prioritäten

Dazu kommt noch dass sich nach der Konsolidierung der Branche die Märkte weiter diversifizieren. Waren die Hersteller in der Vergangenheit vom Wohlwollen der deutschen und italienischen Förderung abhängig, setzen sie inzwischen den größten Teil ihrer Produktion im eigenen Land ab. Auch wenn der Ausbau der Photovoltaik im Reich der Mitte weniger schnell vorwärts geht als geplant und man geteilter Meinung sein kann, ob der Bau von großen Solarparks der richtige Weg ist. Doch immerhin setzt Peking jetzt nicht mehr nur darauf, die eigene Industrie auf Teufel komm raus zu päppeln. Vielmehr setzt die chinesische Regierung die Gelder, die sie früher ausschließlich in den Export der Module gesteckt hat, in die eigene Energiewende ein. Das ist auch dringend notwendig angesichts der drastischen Umweltverschmutzung durch die Kohlekraftwerke, mit der das Land zu kämpfen hat.

Klar wird auch: Die Strafzölle oder anderen Handelsrestriktionen, die die Hersteller aus dem Reich der Mitte im Zaum halten sollen, zeigen nur wenig Wirkung. So verschwindet aus Europa mit Hanwha Q-Cells einer der größten Hersteller, den es hier noch gibt, nach Asien, weil er die Großproduktion in der alten Welt nicht mehr wettbewerbsfähig fahren kann. Nur Solarworld bleibt noch im Lande, muss sich aber durch die Ausweitung der Produktionskapazitäten einen Vorteil bei der Skalierung veschaffen.

In China ist man gelassen

In Baoding, Changzhou oder Schanghai sieht man gelassen in die Zukunft. Denn neben dem eigenen Heimatmarkt, der sich so schnell entwickelt, wie sich nun einmal alles in China entwickelt, kommen noch die starken Märkte, die weniger Vorbehalte gegen Produkte aus dem Reich der Mitte haben. So hat die Regierung in Neu-Delhi es abgelehnt, Strafzölle gegen die Modulimporte aus China zu verhängen. Das Argument: Die eigene Industrie schafft es gar nicht, den geplanten Ausbaupfad zu ebnen und genügend Module zu liefern, um die anvisierte Photovoltaikleistung zu erreichen. Auch Tokio ist großzügig gegenüber den Lieferungen vom westlichen Nachbarn. In Japan stehen ohnehin die Produkte der einheimischen Hersteller bei den Kunden höher im Kurs als Module aus dem Ausland. Trotzdem schaffte es Yingli Green, jedes fünfte Modul nach Japan zu verschiffen. Mit dem Absatz im eigenen Land hat der Modulhersteller schon einmal die Hälfte seiner Produkte abgesetzt. Immerhin jeweils 18 Prozent gehen in die USA und nach Europa. Die restlichen Märkte in dieser Welt haben zwar noch nicht die große Bedeutung. Doch werden sie in Zukunft schneller wachsen und damit den Absatz der chinesischen Hersteller weiter vorantreiben. Der Vorteil dabei ist, dass weder Südafrika oder Chile, die als Märkte der Zukunft gelten, eine nennenswerte eigene Modulproduktion besitzen, die es zu schützen gilt. Auch im Nahen Osten, wo der Photovoltaikboom gerade einsetzt, ist die Herstellerlandschaft eher übersichtlich, so dass die Produzenten aus China dort ebensowenig Gegenwind ins Gesicht bläst, wie in Nordafrika.

Europa macht Rolle rückwärts

Die europäischen Regierungen haben sich mit dem wachsenden Widerstand gegen die Photovoltaik hingegen ins eigene Knie geschossen. Denn während der Rest der Welt jetzt davon profitiert, dass die chinesischen Hersteller in der Vergangenheit die Preise nach unten getrieben haben, werden die Europäer auf ihren Investitionskosten aus der Vergangenheit sitzen bleiben. Sie werden die hohen Kosten der Vergangenheit weiter abzahlen, ohne die Vorteile der jetzt niedrigen Preise zu genießen. Sicherlich wäre ohne die üppige Förderung in Deutschland und Italien die Produktion in China niemals in diese Höhe getrieben worden und die Preise damit in den Keller. Doch jetzt der Solarenergie möglichst viele Knüppel zwischen die Beine zu werfen, ist weder clever noch ein wirtschaftspolitisches Meisterstück. Dabei kann sich Deutschland zumindest rühmen, die Investoren ganz zu vergraulen. Italien hingegen macht mit rückwirkenden Restriktionen gegen Solaranlagen den Markt komplett kaputt. Denn eigentlich ist die Photovoltaik nicht mehr aufzuhalten, wenn es um die Wirtschaftlichkeit der Technologie geht. Doch mit Sondersteuern für die Nutzung der Kraft der Sonne wird die Solarenergie derart künstlich verteuert, dass die Wirtschaftlichkeit der Anlagen wieder auf der Kippe steht. Während die ganze Welt offensiv nach vorn geht und die Energiewende weiter vorantreibt, machen die einstigen Pioniere in Europa ein Rolle rückwärts. (Sven Ullrich)