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Antidumpinguntersuchung in Indien

Schlagabtausch bei erster Anhörung

Im Fall der Antidumpinguntersuchung Indiens gegen Importe von Solarzellen und Modulen aus China, Taiwan, Malaysia und den USA fand die erste Anhörung statt. Das Generaldirektorat für Antidumping, eine Abteilung des Handelsministeriums, hat in einer ersten Stellungnahme berichtet, dass es während der Untersuchungen ausreichend Anfangsbeweise für eine Schädigung der einheimischen Zell- und Modulhersteller durch Importe aus den genannten Ländern. Damit folgt das Ministerium den Vorwürfen der Kläger, die sich darauf beziehen, dass die meisten der in Indien installierten Solarmodule nicht aus einheimischer Produktion stammen und dass die Marktverzerrung auf billige Importe zurückzuführen ist.

Untersuchung spaltet die Branche

Die Untersuchung spaltet genau wie die vorhergehenden Untersuchungen in den USA und in der Europäischen Union auch die indische Solarbranche. Den klagenden Unternehmen Indosolar, Jupiter Solar Power und Websol Energy Systems reicht die bisherige Untersuchung noch nicht aus. Sie haben beantragt, dass das Antidumpingverfahren auch auf Photovoltaikimporte aus Australien und der Europäischen Union ausgeweitet wird. Dem Ansinnen schließen sich auch die indischen Glashersteller an. Immerhin liefern sie 90 Prozent des Glases, dass die einheimischen Hersteller in ihren kristallinen Modulen verbauen.

Rückgang der Nachfrage

Die Projektierer, Hersteller von anderen Komponenten wie Montagegestelle und Wechselrichter, aber auch Installateure befürchten, dass durch mögliche Antidumpingzölle die Solaranlagen in Indien teurer werden. Immerhin spricht man in Branchenkreisen von etwa 20 Prozent Antidumpingzoll, die dann auch die Modulpreise aufgeschlagen werden. Die Zollgegner sehen schon in der Ankündigung von Handelsbeschränkungen den Grund für den Rückgang der Nachfrage nach Solaranlagen. Immerhin gibt das zuständige Ministerium für neue und erneuerbare Energien bekannt, dass im Juni in ganz Indien keine einzige Photovoltaikanlage ans Netz angeschlossen wurde. Zwar weißt das Marktforschungsinstitut Resolve Energy Consultants mit Sitz in Chennai im Südosten des Subkontinents darauf hin, dass in Rajasthan eine Anlage mit 25 Kilowatt ans Netz angeschlossen wurde. Im Vergleich zum guten ersten Quartal läuft es aber für die indische Solarbranche seit April sehr schlecht. Auch ist die Branche weit vom Regierungsziel entfernt, in den Jahren 2013 und 2014 immerhin 1,1 Gigawatt neue Photovoltaikanlagen ans Netz zu bringen. Bisher liegt der Zubau von netzgekoppelten Anlagen in diesem Jahr bei 73 Megawatt.

Innovation fördern

Statt sich auf protektionistische Maßnahmen zu stützen, um die einheimischen Hersteller vor der internationalen Konkurrenz zu schützen, sollte die indische Regierung vor allem die Innovation und die technologische Entwicklung bei der Zell- und Modulherstellung unterstützen. „Die indische Solarindustrie ist noch relativ jung und sie hat in eine archaische Technologie investiert“, erklärt Vineet Mittal, Geschäftsführer des Projektentwicklers Welspun Energy mit Sitz in Neu-Delhi, gegenüber der in Indien erscheinenden Economic Times. „Wir brauchen noch weitere drei bis vier Jahre, bis unsere einheimische Solarindustrie an die Stelle kommt, wo sie technologisch konkurrenzfähig ist.“ Auch die Marktanalysten von Bridge To India sehen in der Unterstützung der indischen Modulproduzenten bei der Innovation die einzige Möglichkeit, die einheimische Solarindustrie konkurrenzfähig zu machen – auch auf dem Weltmarkt. „Handelsschranken wie Antidumpingzölle schaffen isolierte Regionen mit eingeschränktem Wettbewerb und erlaube es Herstellern mit höheren Produktionskosten zu überleben. Sie treiben aber die Kosten für die Solarindustrie in die Höhe“, schreiben die Marktforscher in ihrem aktuellen Bericht. „Eine solche Blase zu schaffen, hat nur Sinn, wenn es begleitet wird von einer zuverlässigen und glaubhaften langfristigen Strategie, um die indischen Hersteller auch international wettbewerbsfähig zu machen.“ Die Regierung solle sich außerdem weniger auf die hochautomatisierte Zell- und Modulproduktion mit wenig Arbeitsplätzen konzentrieren. Wenn Neu-Delhi die einheimische Solarbranche unterstützen will, sollte die Unterstützung den Projektierern, Wechselrichter- und Gestellherstellern und Installateuren gelten. Dort gibt es die meisten Arbeitsplätze und die profitieren vor allem von niedrigen Anlagenpreisen. (Sven Ullrich)