Wächst der Druck auf die Bundesregierung in puncto Offshore-Ausschreibung? Die Energieminister Christian Meyer aus Niedersachsen und Tobias Goldschmidt aus Schleswig-Holstein haben sich der Branchenforderung angeschlossen, die Auktion Offshore 2026 auf das vierte Quartal zu verschieben. Bis dahin solle ein attraktiveres Ausschreibungsdesign dafür sorgen, dass Unsicherheiten in der Branche für die Wirtschaftlichkeit der Projekte weitgehend ausgeräumt werden, forderten die Politiker.
Gleichzeitig verlangten die Minister mehr Tempo von der Bundesregierung. „Der Schlendrian muss aufhören. Wir brauchen jetzt Zeitpläne und Leitplanken“, forderte Goldschmidt bei einer Online-Veranstaltung des Bundesverbandes Offshore Wind (BWO). Das Bundeswirtschaftsministerium habe bis jetzt lediglich neue Weichenstellungen angekündigt, passiert sei nichts.
Branche fordert seit Jahren Umstellung auf CfD
Hintergrund ist, dass im Sommer 2026 die Auktion von zwei zentral untersuchten Flächen in der Nordsee ohne Gebot geblieben war. Diese Flächen sollen nun ab Frühjahr 2026 erneut ausgeschrieben werden, dieses Mal allerdings im sogenannten dynamischen Bieterverfahren, das eigentlich für die nicht zentral voruntersuchten Flächen gilt. Dabei erhält der Bieter mit der höchsten Zahlungsbereitschaft für eine Fläche den Zuschlag.
Branchenverbände fordern bereits seit langem die Umstellung auf sogenannte Contracts for Difference (CfD), die zudem von der Europäischen Union verlangt werden. Hierbei erhalten die Bieter, die die geringste Mindestvergütung für ihren Strom aufrufen, den Zuschlag. Liegt er höher als der Börsenpreis, gleicht der Staat die Differenz aus. Bei Börsenpreisen oberhalb des Preises schöpft er die Mehrerlöse ab.
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Niedersachsens Energieminister Meyer kritisierte vor allem die Entscheidung der Bundesregierung, die von Übertragungsnetzbetreibern und Branche geforderte Verschiebung der Offshore-Ausschreibung nicht in der laufenden Bundesgesetz-Novelle zu berücksichtigen: „Damit droht eine weitere Auktionsrunde ohne Gebote wie im August. Das wäre ein fatales Signal für die Branche und muss unbedingt verhindert werden.“
Sind Strompreiszonen die Lösung für das Wasserstoff-Problem?
Beide Minister forderten darüber hinaus, die EU-Definition für die Produktion von Grünem Wasserstoff anzupassen. Derzeit ist es so, dass Wasserstoff nur dann als „grün“ gilt, wenn er an neue Anlagen zur Produktion von Strom aus Wind oder Sonne angeschlossen wird. Damit ist Überschussstrom, der schon jetzt in Wind- oder PV-Parks produziert wird und wegen Netzengpässen abgeregelt wird, ausgeschlossen. „Dänemark wird im kommenden Jahr ausschließlich grünen Wasserstoff produzieren können, weil dort bereits mehr als 90 Prozent des erzeugten Stromes aus regenerativen Quellen stammen“, erläuterte Meyer. Der werde dann deutlich günstiger sein als Wasserstoff, der im Norden Deutschlands produziert wird, obwohl auch dort bereits mehr als 90 Prozent regenerativer Strom im Netz seien. „Wir müssen diese Regel angehen“, forderte Meyer.
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Tobias Goldschmidt brachte in diesem Zusammenhang eine Aufteilung Deutschlands in mehrere Stromzonen ins Spiel. „Dann könnten wir im Norden Deutschland mit grünem Wasserstoff versorgen“, so Goldschmidt.